Imperial Irrigation (A.T.)

Filmplakat: Imperial Irrigation (A.T.)

FBW-Pressetext

Mit einer Länge von 72 Kilometern, einer Breite von 32 Kilometern und einer Tiefe von 23 Metern in der Mitte der Senke war der Salton Sea der größte Binnensee Kaliforniens. In den 1930er Jahren wurde der See ein Marinestandort, in den 1940er Jahren Testgelände für Atombomben-Attrappen und dann schlussendlich ein Opfer der landwirtschaftlichen Mono-Kultur der USA. Das ist die Geschichte des Salton Seas, der den Hintergrund für Lukas Marxt‘ neuen experimentellen Dokumentarfilm IMPERIAL IRRIGATION liefert. Mit langen Einstellungen, digital fragmentierten Fotografien und einer verspielten Tonebene erschafft Marxt herausfordernde Bild- und Tonimpressionen für Auge und Ohr. Die Interpretationen lässt Marxt den Betrachtern frei, doch ganz klar setzt der Filmemacher den Fokus auf den Umgang des Menschen mit der lange vor ihm existierenden Landschaft – die er formt, die er nutzt und die er zerstört. Beeindruckendes Kurzfilmexperiment.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Experimentalfilm; Kurzfilm
Regie:Lukas Marxt
Kamera:Lukas Marxt
Schnitt:Lukas Marxt
Musik:Marcus Zilz
Länge:19 Minuten
Verleih:sixpackfilm
Produktion: Lukas Marxt

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Salton See in Kalifornien, ein See inmitten einer für ihre Trockenheit bekannten Landschaft, ist ein eigenartiges geographisches und kulturgeschichtliches Phänomen. In seinem sich an der Schwelle von Dokumentation, Experiment und Essay bewegenden Film setzt Regisseur Lukas Marxt das Wissen darum von bloßer Information in Form um. Ein Voiceover thematisiert verschiedene Aspekte des Sees: seine Bedeutung für militärische Experimente von den 1940er bis in die 1990er Jahre hinein, seine erdkundliche Geschichte, sein Status in der von ewiger Wasserknappheit geprägten Geschichte Kaliforniens, die ökologischen Folgen, die sowohl mit den gelegentlichen Überflutungen als auch der zunehmenden Austrocknung in den letzten Jahrzehnten einhergehen. Zum Text, der neben einer Überfülle an Informationen auch eine Atmosphäre von Fatalität und Untergang suggeriert, montiert der Regisseur einen überraschenden Wechsel von Stand- und Bewegtbildern, von dokumentarischer Fotografie, digital manipulierten Schnappschüssen und Kamerafahrten, die eher "Kamera-Gänge" sind. In diesem Wechsel von Spiel, Dokumentation und Manipulation wird der Kurzfilm gleichsam zu einer Begehung eines "Alien Territory". Auf manchen Bildern meint man Geister zu erkennen, oder auch nur einen Strahl von Wasser, um das es in Grunde in jeder Reflexion zum Salton See geht. Marxt verfremdet Bilder durch Mehrfachbelichtung oder radiert Teile davon durch digitale Schwärzungen weg. In der Zerrissenheit und Unvollständigkeit des Materials werden die Bilder zur Metapher für eine Landschaft, in der nichts mehr stimmt.