Filmplakat: Immaculata

FBW-Pressetext

Aus unerklärlichen Gründen wird die für ein wohlhabendes Ehepaar tätige Haushaltshilfe Derya schwanger. In den Augen von Derya muss es sich um eine unbefleckte Empfängnis handeln, denn Geschlechtsverkehr hatte sie noch nie. Damit steht dieses unverhoffte „Glück“ im strengen Kontrast zum lebensbestimmenden „Pech“ des Ehepaars, das unfruchtbar ist. An diesem Punkt entspinnt Kim Lêa Sakkal einen bis aufs kleinste Detail abgestimmten Thriller, der mit religiösen Symbolen, Wahrnehmungsstörungen und dem Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt, gekonnt spielt. Ob ein verdeckter Gestank im Teppich, schwarzes Wasser in den Rohren oder okkulte Marienbildnisse – Devrim Lingnau, Deleila Piasko und Jan Bluthardt setzen das latente Unwohlsein durch ihr herausragend minimalistisches Spiel gekonnt in Szene. So bleibt bis zuletzt offen, ob und vor allem wer wen in diesem Haushalt missbraucht und für seine Zwecke einsetzt. Ein Kurzfilm mit einem Spannungsbogen, der sich ins Unermessliche zu dehnen wagt und dem Thriller als Genre so alle Ehre bereitet.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Thriller; Kurzfilm; Fiction
Regie:Kim Lêa Sakkal
Darsteller:Devrim Lingnau; Deleila Piasko; Jan Bluthardt
Drehbuch:Kim Lêa Sakkal
Kamera:Paul Faltz
Schnitt:Benedikt Strick
Musik:Caroline Kox; Antonia de Luca
Webseite:filmfaust.org;
Länge:22 Minuten
Verleih:Gargantua Film Distribution
Produktion: Kim Lêa Sakkal, filmfaust; Collective Cinema; Claus Herzog-Reichel; Mehmet Akif Büyükatalay; Solal Coutard
Förderer:BKM; Film- und Medienstiftung NRW

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Bislang hatte Derya noch nie Sex gehabt. Wie kann sie da schwanger sein? Kein Wunder, dass die junge Hausangestellteaus allen Wolken fällt, als ihr die Gynäkologin erzählt, dass sie schon in der 10. Woche sei. Völlig fassungslos fährt sie zurück, zu ihren Arbeitgebern, aber ihre Verstörung wird dort nur noch größer.

Eine filmisch reife Arbeit, attestiert die Jury den Machern von IMMACULATA, wenn auch das Drehbuch nach Ansicht der Jury letztlich mit ein klein wenig mehr Raffinesse hätte überraschen dürfen. Tatsächlich aber überzeugen Darstellende, Kamera, aber auch Musik und Postproduktion des Kurzfilms und vor allem das Thema. Was genau mit Derya geschehen ist, das lässt IMMACULATA offen. Allerdings gibt der Film seinem Publikum zwei Lesarten an die Hand. Die eine, eher übersinnliche, basiert auf Deryas augenscheinlich religiösen Background, durch den sie Stimmen und Erscheinungen wahrzunehmen glaubt. Die andere, weltlichere Lesart, nutzt kleine Details, ein Glas mit einer sprudelnden Tablette, eine Ovulationsstimulanz der Gastgeberin oder auch deren Versprechen, was auch passiere, sie wolle immer für Derya da sein. Ein naiver Heiliger, wer sich nichts dabei denkt!

Tatsächlich geschehen immer wieder Übergriffe sexueller Art innerhalb von ähnlich gearteten Au-Pair-Verhältnissen. In IMMACULATA scheint das Arbeitgeberpaar Derya als Leihmutter ausnutzen zu wollen - wohlgemerkt: ungefragt! Nach dem für sie überraschenden, positiven Ergebnis bleibt das Mädchen sich selbst überlassen. An wen könnte sie sich auch wenden? Die Wohnung ihrer Arbeitgeber erscheint ihr mit einem Mal völlig verändert. Ihre sinnliche Wahrnehmung übersteigert. Halluziniert sie oder sind es hormonelle Veränderungen? IMMACULATA nutzt Thriller-Elemente konsequent und setzt auf eine ganz subtile Spannung.

Ganz offensichtlich spielt der Film mit der filmischen Rezeption des Publikums, manchmal auch etwas überdeutlich, aber der Nervenkitzel funktioniert, auch die Jury war letztlich hooked.

Nach ausgiebiger Diskussion und unter Einbeziehung aller stofflichen und formalen Kriterien entscheidet sich die Jury, IMMACULATA das Prädikat BESONDERS WERTVOLL zu erteilen.