Im Winter ein Jahr
FBW-Pressetext
Voller Bewunderung lässt sich feststellen: Caroline Link ist eine Meisterin im Regiefach. Der Film zeugt von einer hervorragenden Beobachtungsgabe der menschlichen Psyche. Hier kann man nur in Superlativen schwärmen. Im Winter ein Jahr ist in sich stimmig, mit starken Metaphern, sinnlichen Bildern, einer herausragenden Besetzung, tollen Kameraführung, klug gewählter Musik (die Befreiung dank Peter Gabriel), eindrucksvoll in der Darstellung und der Inszenierung. Die Dialoge sind so real, dass man nie vermuten könnte, sie wären einmal zu Papier gebracht worden. Hier ist alles aus einem Guss und riecht verdächtig nach der nächsten Oscar-Nominierung.Filminfos
Kategorie: | Arthouse |
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Gattung: | Drama; Spielfilm |
Regie: | Caroline Link |
Darsteller: | Hanns Zischler; Josef Bierbichler; Karoline Herfurth; Corinna Harfouch |
Drehbuch: | Caroline Link |
Länge: | 128 Minuten |
Kinostart: | 13.11.2008 |
VÖ-Datum: | 28.05.2009 |
Verleih: | Constantin Film Verleih GmbH |
Produktion: | Constantin Film Produktion, Bavaria Filmverproduktion |
FSK: | 12 |
Förderer: | FFA; MBB; FFF Bayern; DFFF |
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Jury-Begründung
Wie verarbeiten die Menschen den Freitod eines geliebten Familienmitglieds? Diese Trauerarbeit steht im Mittelpunkt des neuen Films von Caroline Link, der trotz des bedrückenden Themas auf den ersten Blick leichtfüßig, ja fast beiläufig daherkommt. Eine Frau bestellt bei einem Maler ein Bild von ihren beiden Kindern, und der Preis wird nach der Größe vereinbart. Denn man bewegt sich in den kultivierten Kreisen von Bildungsbürgern, bei denen guter Geschmack eine Selbstverständlichkeit ist. Der Mann ist ein akademischer Buchautor, seine Frau Innenarchitektin, die Tochter studiert Tanz, Gesang, Schauspiel und Literatur - der Sohn hat sich erschossen.Jedes Familienmitglied hat eine andere Art, diesen Verlust zu verdrängen, und der Maler wirkt wie ein Katalysator, der die drei nach und nach dazu bringt, sich ihrer Trauer und ihren Schuldgefühlen zu stellen. Die Tochter soll eigentlich nur für das Gemälde Modell sitzen, aber langsam entwickelt sich eine Beziehung zwischen den beiden, die nichts von dem Klischeeverhältnis Maler/Modell hat, sondern sich viel überraschender und existenzieller gestaltet.
Nichts in diesem Film folgt gängigen Erzählkonventionen, und so gelingt es Caroline Link, mit jeder Szene wieder neu zu überraschen. Die Charaktere und ihre Befindlichkeiten sind dabei so komplex und glaubhaft gezeichnet, dass dabei die bewegende, lebenskluge und liebevolle Studie einer Familie gelingt. Obwohl dies die Adaption eines Romans ist, klingt kein einziger gesprochener Satz auch nur im Entferntesten, als sei er am Schreibtisch geschrieben.
Besonders Karoline Herfurth klingt immer so authentisch, als würde ihr das Gesagte gerade in den Sinn kommen. In der Rolle einer jungen Frau, die, um sich selber zu finden, immer an die Grenzen gehen muss und dabei auch genau die richtige Balance zwischen Exaltiertheit und Depression findet. In ihren Szenen mit Josef Bierbichler in der Rolle des Malers, der selber auch ein kompensiertes Trauma zu bewältigen hat, scheint sie förmlich aufzutauen, während ihre in den bürgerlichen Formen eng verfangenen Eltern erst in der Reaktion auf die Entwicklung ihrer Tochter die eigene Sprachlosigkeit überwinden.
All das erzählt Caroline Link in einem subtil poetischen Stil, bei dem vom Drehbuch über die Besetzung und die Kameraführung bis hin zum Licht und der Ausstattung alles wie aus einem Guss erscheint. Ein intimer Film und dennoch ein großer Film.