Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Es gibt viele Möglichkeiten, sich der Krankheit Krebs filmisch zu nähern. Prominent ist die Methode, die Emotionen des Zuschauers so stark wie möglich anzusprechen. Notwendig dafür ist die Trennung zwischen der an Krebs erkrankten Person und der Familie oder Freunden, die gesund sind und das Leiden der Hauptfigur aus dieser Perspektive betrachten können, ähnlich wie das Kinopublikum. Vor diesem Hintergrund haben Katja Benrath, Florian Hirschmann und Daniela Sandhofer enormes geleistet, denn in ihrem Kurzfilm bleibt in der Schwebe, welche der beiden Hauptfiguren, die Mutter oder ihr Kind, eigentlich krebskrank ist. Geschickt wird mit den Zeichen gespielt, anhand derer wir normalerweise einen an Krebs erkrankten Menschen erkennen zu können glauben. So wird etwa keine beiden Figuren ohne Kopfbedeckung gezeigt. Um den Zuschauer über den ganzen Film hinweg im Unklaren zu lassen, ist nahezu jede Einstellung sorgsam ausgewählt und komponiert. Aus den sehr gut geschriebenen Dialogen können wir ebenfalls nicht entnehmen, ob das Kind oder die Mutter krank ist. Dass dies gelingt, ist auch den überzeugenden schauspielerischen Leistungen zu verdanken. So gelingt dem Film eine wichtige Perspektive auf den Umgang mit der Krankheit: Mit dem Krebs zu leben ist sowohl für die erkrankte als auch für die gesunde Person eine Situation, in der eine existentielle Grenzerfahrung spürbar wird.