Iktamuli
FBW-Pressetext
Tony ist nicht wie die anderen Kinder. Er sieht auch nicht so aus. Doch wenn seine Mutter ihn ansieht, mit ihm kuschelt oder ihm beim Schlafengehen die Hand streichelt, dann ist ihr das egal. Denn sie liebt Tony. Doch wenn sie mit ihm nach draußen geht, zum Einkaufen, in den Bus, auf den Spielplatz, dann gucken die Leute. Ob es ihr auch lieber wäre, wenn Tony nicht so wäre wie er ist? Dann schämt sie sich. Denn sie weiß nicht, ob ihr als Mutter solche Gedanken erlaubt sind. Der Kurzanimationsfilm IKTAMULI von Anne-Christin Plate erzählt auf sehr einfühlsame Weise aus der Perspektive der Mutter eines Kindes mit Trisomie 21. Die Animation ist rau und reduziert gehalten, nur wenige Bleistiftstriche skizzieren einzelne Alltagssequenzen. Doch dies auf eindrückliche Art. Denn die streichelnde Hand der Mutter, das sich entspinnende wilde Wollknäuel bei einem Streit oder die vielen Augenpaare ohne Gesichter im Bus – das alles sind starke symbolisch aufgeladene Bildmotive, die die Emotionen sehr authentisch vermitteln können. Das Filmbild wird unterstützt durch die Erzählstimme der Mutter und Instrumentalmusik. Ein sensibel erzählter und künstlerisch klug durchdachter Animationsfilm zu einem wichtigen Thema.Filminfos
Gattung: | Animationsfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Anne-Christin Plate |
Drehbuch: | Anne-Christin Plate |
Schnitt: | Stefan Urlaß |
Musik: | Suska & Catharina Göldner |
Länge: | 5 Minuten |
Produktion: | Balance Film GmbH |
Förderer: | Kulturstiftung Sachsen |
Jury-Begründung
Das Leben mit einem behinderten Kind zu teilen ist eine besondere Aufgabe. Dies ist das Thema des mit Bleistift gezeichneten Animationsfilms IKTAMULIA. Eine Mutter erzählt von ihrem Leben mit ihrem Sohn. Dabei begegnet sie großen und kleinen Herausforderungen der verschiedensten Art im Tagesablauf. Sie erzählt von ihren Gefühlen, von Mutterliebe und Schmerzen.Mit einfacher Strichzeichnung, kleinen überraschenden Ideen und dazu passender Animation erleben wir diese Szenen von Mutter und Sohn in schön fließenden Übergängen. Auf der Ton-Ebene begleitet eine Sprecherin das Geschehen und die Gefühlswelt der Mutter, was oftmals auch zum besseren Verständnis für den Zuschauer beiträgt.
An manchen Stellen stellte sich hier bei der Jury – auch aufgrund der Dominanz des Textes - der Eindruck des leicht Didaktischen ein. Und doch sieht die Jury IKTAMULI als einen äußerst gelungenen und schönen Beitrag zum Thema Behinderung und Inklusion an. Sie verleiht dem Film das höchste Prädikat „besonders wertvoll“.