Ich will da sein Jenny Gröllmann
FBW-Pressetext
Der Film porträtiert auf sehr bewegende Weise die DDR-Schauspielerin und DEFA-Größe Jenny Gröllmann. Er begleitet sie während ihrer letzten drei Lebensjahre und zeigt das bewegende Porträt einer starken Frau. Filmausschnitte ihrer 60 Rollen schildern ihre steile Karriere. Interviews mit berühmten Schauspielerkollegen und Filmpartnern zeigen ein sehr persönliches Bild voller Wertschätzung für die Charakterdarstellerin. Dabei erfährt der Zuschauer auch viel von der ostdeutschen Filmgeschichte, die schließlich in gesamtdeutscher Geschichte mündet. Für den im Westen aufgewachsenen lehrreich und interessant, für den Ostdeutschen ein Ausflug zurück in die filmische Vergangenheit der DDR.Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm |
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Regie: | Petra Weisenburger |
Darsteller: | Hermann Beyer; Michael Gwisdek; Jenny Gröllmann; Thomas Goguel |
Drehbuch: | Petra Weisenburger |
Länge: | 95 Minuten |
Kinostart: | 19.06.2008 |
Verleih: | DEFA Spektrum |
Produktion: | Weisenburger Film, Weisenburger Film; DEFA-Stiftung |
FSK: | 12 |
Förderer: | MBB |
Jury-Begründung
Ein spätes Fazit der Schauspielerin Jenny Gröllmann kurz vor ihrem Krebstod: „Ich will nicht Mode sein. Ich will einfach da sein…“. Unmittelbar nach den ersten Festivalaufführungen dieses Films spukte die Vokabel vom „Denkmal“ für Jenny Gröllmann durch die deutschen Feuilletons, `mal lobend anerkennend, `mal eher damit einschränkend („Ein Filmdenkmal, das keine Zweifel kennt …“).Die Fixierung auf „Denkmal“ scheint jedoch die Stärken dieses Filmporträts eher ungenügend zu beschreiben. Für die Regisseurin Petra Weisenburger ist ihr Film „eine Liebeserklärung an eine einzigartige Schauspielerin“. „Jenny Gröllmann war meine Freundin. Ich will, dass etwas von Dir bleibt, sagte ich ihr, als sie mir im Sommer 2004 offenbarte, sie habe nur noch kurze Zeit zu leben.“ Petra Weisenburgers posthume Selbstbehauptung der Jenny Gröllmann überzeugt, weil hier mit großer Intensität Aura und Kunstleistung der Schauspielerin erfasst und sinnlich erlebbar gemacht wird - wenn auch zumeist nur mit den filmischen Spuren.
Ich will da sein ist ein Film, der teilhaben lässt. Die große, persönliche Nähe der Autorin erweist sich als Vorzug und Gewinn: Vertrauen als Basis. Vertrauen erzeugt Offenheit, ermöglicht Gedanken ohne Scheu und auferlegte Korrektheit. Vertrauen ermöglicht auch, sich mit dem Film in Widerspruch zu setzen. Am stimmigsten erscheint der Film immer dann, wenn Rolle und Leben in ein dialektisches Verhältnis sich zu bewegen scheinen, wenn die Geschichte hinter der Film-Geschichte zu erahnen ist. Besonders beeindruckt hat der Versuch der Regisseurin, eine komplexe Kunst- und Lebensleistung zu bewahren. Ein Vorgang, dem Modellcharakter zukommen sollte, in einer Gesellschaft, die 19 Jahre nach dem Mauerfall noch immer mit eklatanten Wahrnehmungs- und Akzeptanzproblemen belastet ist.
Die Diskussion im Gremium der FBW widerspiegelte - erwartungsgemäß – auch diese Grundproblematik und führte auch hier zu widersprüchlichen Wertungen und Ein-Sichten.
Die Stigmatisierung der Künstlerin durch die IM-Vorwürfe (wobei unbewiesen, ja widerlegt) gibt dem Porträt in seiner zweiten Hälfte einen zusätzlichen, brisanten Aspekt. Ein Aspekt, dem der Film schwerlich ausweichen konnte und den Petra Weisenburger zu einem nachdrücklichen Plädoyer für Jenny Gröllmann machte - streitbar auch hier.