Ich will alles - Die Gitte Haenning-Story

Kinostart: 18.12.06
2006
Filmplakat: Ich will alles - Die Gitte Haenning-Story

FBW-Pressetext

Gewiss gibt es Zeitgenossen, denen Gitte nichts zu sagen hat. Wer sich aber für das quirlige dänische Multitalent interessiert, der bekommt hier die ultimative Bio-Doku geboten. Regisseur Marc Böttcher versammelt eine schier unglaubliche Menge an Bildmaterial, arbeitet mit sich gegenseitig kommentierenden Split Screens und montiert das Ganze so elegant, dass der Film nicht überladen wirkt. Eine Reise durch Show-Geschichte, Musik und Zeit, Fernsehen und Mode. Und kluge Kommentare von Knut Kiesewetter.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Marc Boettcher
Drehbuch:Marc Boettcher
Länge:115 Minuten
Kinostart:18.12.2006
Produktion: MB-Film Marc Boettcher

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Es gibt eher zu viele als zu wenige Bilder von Gitte Haenning. In ihrer inzwischen über 50 Jahre währenden Karriere wurde sie ständig fotografiert, gefilmt, und in Zeitungen wurde über sie geschrieben. Dazu kommen noch all die Aufnahmen von Verwandten, Kollegen und Freunden, die sich in diesem Filmporträt über Gitte äußern, und nun das lange Interview, das der Regisseur Marc Boettcher mit der Sängerin geführt hat.

Die große Kunst bei solch einem Film liegt nicht nur im Sammeln des Materials, obwohl dieses eine immense Arbeit in den verschiedensten Archiven voraussetzt. Nein, die größte Herausforderung liegt in der Montage dieser umfangreichen Masse von Bildern und Filmsequenzen in den verschiedensten Formaten. Wie schafft man es, diesem ästhetisch so unterschiedlichen Material einen filmisch einheitlichen Stil zu geben und es so zu ordnen, dass möglichst viel erzählt und gezeigt wird, ohne dass der Film überladen wirkt?

Marc Boettcher arbeitet sehr geschickt mit Split Screens: er teilt, drittelt und viertelt das Bild und kann so unterschiedliche Filmaufnahmen gleichzeitig zeigen, die einander ergänzen, kommentieren, widersprechen oder ironisieren. Dadurch kann er auch viel schneller und rhythmischer schneiden, und so wirkt sein Film erstaunlich leichtfüßig, ja des öfteren geradezu elegant.

Da diese Dokumentation ja offensichtlich so etwas wie eine autorisierte Filmbiografie der Künstlerin ist, bleibt sie weitgehend affirmativ. Es fallen auch ein paar offensichtliche Löcher in der Erzählung auf, aus denen zu schließen ist, dass der Filmemacher sich oft auf dünnem Eis bewegte, und Kompromisse schließen musste, um nicht das ganze Projekt zu gefährden.

Dennoch bleibt der Film nicht eindimensional, denn Gitte Haenning ist ein Mensch voller Widersprüche, über deren Untiefen sie selber und die Zeitzeugen zum Teil sehr offen und artikuliert sprechen. Besonders Knut Kiesewetter trifft mit seinen Analysen immer sehr genau.

Zudem wird in dem Film das Muster deutlich, aus dem Gitte sowohl als Künstlerin wie auch privat nicht ausbrechen kann, denn der frühe Konflikt zwischen ihr und ihrem Vater wiederholt sich in den verschiedensten Ausprägungen immer wieder. Und es wird davon erzählt, wie rabiat in der deutschen Unterhaltungsbranche mit Künstlern wie ihr umgegangen wird.