Ich habe keine Angst!

Filmplakat: Ich habe keine Angst!

FBW-Pressetext

Die Geschwister Vanja und Thea spielen in der Wohnung, während der Vater das Abendessen kocht. Vanja ist als Tiger verkleidet und zusammen erkunden sie den Dschungel. Doch als Theas Freund Tarek vorbeikommt, lassen die beiden älteren Kinder Vanja links liegen. Doch Vanja lässt sich nicht einfach so abschütteln. Als die drei dann zusammen Verstecken spielen und Vanja im Hinterhof suchen muss, wird es gruselig. Was sind das bloß für Schatten, die nach gefährlichen Tieren aussehen? Und was sind das für Geräusche? Doch Tiger sind stark und haben keine Angst, sagt sich Vanja und nimmt allen Mut zusammen. Und wer weiß? Vielleicht ist das, was uns so Angst macht, gar nicht so schlimm, wie es auf den ersten Blick wirkt. In ihrem siebenminütigen Kurzanimationsfilm erschafft die Filmemacherin Marita Mayer eine wunderschöne, in sich stimmige filmische Erlebniswelt. Das Farbkonzept ist bunt, lebendig, aber nicht knallig – und die Gestaltung lebt von der Fantasie des Kindes, die von anderen Kindern intuitiv nachempfunden werden kann. Die einzelnen Bildideen sind kreativ, ein bisschen anarchisch und immer aus der Perspektive des Kindes dargestellt. Und wenn Thea Vanja am Ende die Treppe hoch zur Wohnung trägt, dann wird die Frage nach der Angst authentisch und ehrlich beantwortet. Na klar hat jeder einmal Angst. Dafür muss man sich nicht schämen. Eine Botschaft, die diesen künstlerisch so kreativen und liebevoll gemachten Film auch erzählerisch zu etwas ganz Besonderem für die ganz junge Zielgruppe macht.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kinderfilm; Kurzfilm
Regie:Marita Mayer
Drehbuch:Marita Mayer
Musik:Marius Kirsten
Länge:7 Minuten
Produktion: Fabian&Fred GmbH Fabian Driehorst, Trollfilm;
FSK:0
Förderer:FFA; BKM; KJDF; MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Kurzfilm von Marita Mayer behandelt ein für Kinder essentielles und berührendes Thema: Wie kann man lernen, mit den eigenen Ängsten umzugehen? In nur sieben Minuten gelingt es der Regisseurin in ihrem Animationsfilm, nicht nur eine überzeugende Welt mit dreidimensionalen Figuren zu erschaffen, sondern tatsächlich die fesselnde Geschichte einer charakterlichen Veränderung/Bewältigung zu erzählen. Es beginnt mit der ausgesprochen liebevollen Darstellung einer Geschwisterbeziehung, bei der sich das jüngere Kind Vanja als Tigerkind verkleidet und sich selbst als solches imaginiert, innerlich aber noch schwer darum zu kämpfen hat, sich tatsächlich so mutig zu fühlen, wie es einem Tiger entsprechen würde. Als der ältere Bruder zum Spielen mit seinen Freunden in den Hof geht, folgt Vanja ihm, verliert sich, gerät dabei in eine bedrohlich erscheinende Situation - und kommt aber schließlich zurecht.

Die Jury bewunderte bereits die konsequente Farbgebung des Films, der seinem realistischen Setting eine besondere Atmosphäre verleiht. Des Weiteren fiel die Effizienz, mit der die einzelnen Charaktere und Figuren eingeführt und kenntlich gemacht wurden, positiv ins Auge. Und zum dritten empfand die Jury die Dramaturgie des Films äußert gelungen, in der spielerisch Situationen erzeugt werden, die das Kind zwar als beängstigend empfindet, die es – und damit auch den kindlichen Zuschauer – aber nicht überwältigen. Großes Lob fand auch die Tatsache, dass die Familie, die gezeigt wird, in völlig beiläufiger Weise traditionelle Familienklischees unterwandert – es ist der Vater, der im Hintergrund an einer Stelle Gemüse schneidet – und außerdem ganz selbstverständlich ein hoher Grad an „Diversität" präsentiert wird. Und das, ohne es groß zu thematisieren oder den moralischen Zeigefinger zu erheben.

Der Film übernimmt eine wichtige Aufgabe – er führt heraus aus dem rein didaktisch gedachten Kurzfilm hin zu einer fiktionalen Erzählung, die die Dinge nicht mehr im Monolog löst, sondern tatsächlich in Bildern. Gerne verleiht die Jury dem Kurzanimationsfilm das höchste Prädikat „besonders wertvoll“.