Hysteresis
FBW-Pressetext
HYSTERESIS gleicht einem abstrakten Kaleidoskop, das beständig Mustern sowie Strukturen aus Konstruktion und Dekonstruktion folgt. In Farben, Formen, Bewegung und Musik wird die Performance der queeren Tänzerin Tsuki zum mitreißenden Strom inmitten facettenreicher Projektionen. Das Werk von Robert Seidel ist eine beinahe physische Erfahrung, deren Ausdruck die Vielfalt ist. Avantgardistisch wechseln Geschwindigkeit, Formhaftigkeit, Harmonie und Disharmonie in Echos abstrakter Sequenzen, die schlussendlich von einer Künstlichen Intelligenz in ein malerisches Lichtspektakel überführt werden. Dieser Experimentalfilm ist ein Schauerlebnis, das bei jedem Sehen neue Bilder im Kopf entwirft, bis zu dem Punkt an dem sich Zuschauende als Teil des Gesehenen selbst fühlen, eingesogen von einer Kraft zwischen Kontemplation und Überwältigung.Filminfos
Gattung: | Experimentalfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Robert Seidel |
Drehbuch: | Robert Seidel |
Kamera: | Robert Seidel |
Schnitt: | Robert Seidel |
Musik: | Markus Popp |
Webseite: | robertseidel.com; |
Länge: | 5 Minuten |
Produktion: | Robert Seidel |
FSK: | 6 |
Förderer: | FFA |
Jury-Begründung
Alles fließt, verformt und verschiebt sich, verschmilzt miteinander und entsteht neu: Bilder, die an barocke Fresken erinnern, verlaufen in Dalí-Manier, gehen über in abstrakte Malerei, Silhouetten, Animationen oder Naturimpressionen. Im Mittelpunkt agiert eine tanzende Person, deren Bewegungen zwischen klassischem Ballett, modernen Ausdruckstanz und aktuellen Club-Dance Moves den Rhythmus vorgeben und deren Körper zur Projektionsfläche wird. Elektronische Klänge begleiten und kontrastieren das Geschehen. HYSTERESIS ist ein hoch komplexer Experimentalfilm, bei dem aus Farben und Formen, Bildern und Bewegungen, Projektionen und digitalen Interventionen zu experimenteller Musik einzigartige visuelle und akustische Eindrücke entstehen. Es ist es ein Film, der ausgesprochen sinnlich wirkt und der vielfache Assoziationen auslöst. Gleichzeitig stellt er wichtige Fragen zu künstlerischen Prozessen und menschlicher Wahrnehmung.Robert Seidel hat sich für diesen Film mit der queeren Performerin Tsuki und dem Komponisten Markus Popp („Oval“) zusammengetan, deren jeweiligen künstlerischen Ausdrucksformen in einem mehrschichtigen Produktionsprozess miteinander verschmelzen. Grundlage bilden die ursprünglich analogen, aber digital bearbeiteten Zeichnungen von Robert Seidel sowie die ausdrucksstarken Improvisationen von Tsuki, die abgefilmt und dann auf ihren Körper projiziert werden. Die Ergebnisse werden wiederum mit Strategien des maschinellen Lernens bearbeitet und in einen konstant pulsierenden Bilderfluss aufgelöst. Die experimentelle elektronische Musik von Oval drängt sich nicht in den Vordergrund, sondern untermalt und stützt den Fluss der Bilder.
Was als ästhetischer Bilderrausch wirkt, ist gleichzeitig ein spannendes Experiment der Hysterese, das untersucht, welche teils zufälligen Resultate und verzögerte Wirkungen auftreten, wenn das Ausgangsmaterial bearbeitet und verändert wird. So erweitert der Film unsere Wahrnehmung und stellt zugleich die Frage, welche Auswirkung es auf die Kunst und künstlerische Schaffensprozesse sowie auf die menschliche Wahrnehmung hat, wenn Maschinen immer mehr in die Kunstproduktion eingebunden werden, sich die Geschichte aneignen, Kunstwerke bearbeiten und selbst gestalten.