Hurricane

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Den Boxer Hurricane baut dieser vielschichtige Film zu einer
überragenden Identifikationsfigur auf. Dabei werden Elemente des
gesellschaftlichen Problemfilms, des Psychodramas und des
Gerichtsfilms durch eine geschickte Dramaturgie, die sich ganz
auf die Hauptfigur konzentriert, verbunden. Rubin Carter will
Gerechtigkeit. Dem aussichtslos erscheinenden Kampf gegen
herrschende Machtstrukturen und Korruption folgt der Film in
ausführlichen Wendungen. Hier wird den tatsächlichen Ereignissen
zum Teil mit Dokumentarmaterial der Zeit oder in Spielszenen
Rechnung getragen. Die sich dadurch einstellenden Längen werden
im Bewertungsausschuß unterschiedlich als Langatmigkeit bzw. als
Freiraum für Assoziationen gesehen.

Positiv wertet der Ausschuß den weitgehenden Verzicht auf
spektakuläre Darstellung von massiver physischer Gewalt. Die
Charakterisierung der Figuren ist jedoch recht grob und
eindimensional: Sie sind gut oder böse, die Motive ihres Handelns
sind entweder lauter oder schlecht. Grauzonen, Zweifel,
Entwicklung und Wachstum werden nur der Figur des Rubin Carter
ermöglicht. So entsteht eine Heldenfigur, die durch den jungen
Schwarzen (Lesra) in klassischer Weise überhöht wird. Der
hervorragenden Darstellung des Rubin Carter durch Denzel
Washington ist es zu verdanken, daß sich der Film nicht zum
sentimentalen Heldenepos auswächst. Vor allem er trägt die
Spannung des Films. Besonders überzeugend ist die Einzelhaft-
Sequenz, in der sich seine Persönlichkeit spaltet, und in der er
sich gegen den Haß entscheidet.