Hundert Jahre Brecht

Kinostart: 26.02.98
1997
Filmplakat: Hundert Jahre Brecht

Kurzbeschreibung

Dokumentarische Hommage an Bertolt Brecht, angereichert mit
seinen Liedern, Texten, Tagebuchaufzeichnungen und
Spielsequenzen.

Filminfos

Gattung:Spielfilm
Regie:Ottokar Runze
Darsteller:Meret Becker; Edith Adam; Karl Michael Balzer
Drehbuch:Hanne Hiob; Ottokar Runze
Kamera:Michael Epp
Schnitt:Rebecca Runze
Musik:Paul Dessau; Hanns Eisler; Kurt Weill
Länge:103 Minuten
Kinostart:26.02.1998
Verleih:Basis Filmverleih
Produktion: Bundesbeauftragte für Kultur*, Runze, Ottokar, Filmproduktion; Euro Arts Entertainment;
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

"Furcht und Elend des Dritten Reiches", "Flüchtlingsgespräche",
"Baal" und "Die Dreigroschenoper" und viele Lieder, Gedichte
sowie Briefe und Tagebuchnotizen Brechts, vorgetragen von seiner
Tochter Hanne Hiob. Klar erkennbar war Runzes Absicht, den
Dichter im Exil, Brecht über das Dritte Reich zum Hauptthema
dieses Films zu machen. Also ein sehr politischer, parabelhaft
zeitloser Film in einer historisch angepassten Form. Eine Form,
die dem heute gängigen Bedürfnis einer jungen Kinogänger-
Generation und modernen Formen des Filmemachens fast konträr
gegenübersteht. Bei aller Anerkennung der hohen Qualität des hier
Dargebotenen entzündete sich hier doch eine sehr ausgiebige
Diskussion im Bewertungsausschuß: "Wie kann ich mich dem Thema
Brecht legitim nähern?", "Ist die hier gewählte Form nicht zu
museal, zu altmodisch, und sollte sie nicht gerade für ein junges
Publikum anders gewählt werden?". Kann doch Brecht in modernem
Gewande so eindringlich und gültig auch für unsere Gegenwart
sein, so sinnlich in seiner Emotionalität!
Wie dem auch sei: Der Ausschuß akzeptierte die von Ottokar Runze
gewählte Form und bescheinigt ihm ein hohes Maß an künstlerischer
Qualität bei der Inszenierung der Spielsequenzen, der Auswahl und
der Montage des verwendeten Materials. Eine Qualität der
besonderen Art bedeutet die Auswahl und Zusammensetzung des
Darsteller-Ensembles. Und deren Leistung in vielen Sequenzen kann
nur als phänomenal bezeichnet werden: Ein Kunstwerk der
besonderen Art zum Beispiel ist die so lebendige und spannende
Übertragung der Flüchtlingsgespräche durch Udo Samel und Jürgen
Hentsch, Christian Redl als Baal oder Meret Becker als Jenny.
Michael Epps Kamera stellte sich hervorragend in den Dienst des
Themas und verhalf den einzelnen Szenen zusammen mit einer
gelungenen Ausleuchtung zu stimmiger Atmosphäre.
Alles in allem ein wichtiger, aufklärerischer Film, der auch
betroffen macht.