Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Großmutter muss entsetzt mit ansehen, dass ihre Kinder und Enkelkinder am Esstisch randalieren und sich um das Essen balgen. Nicht weniger entsetzt schaut die Haushälterin dem Treiben zu und sieht, wie die Großmutter sich verändert. Nach und nach verliert diese ihre Sinne. Jeder Verlust dabei wird durch ein Teil eines Stuhles ersetzt. Die zum Tier degradierte Haushälterin explodiert und brüllt die Kinder zum Verlassen des Raumes. Und während die Großmutter sich letztendlich zu einem kompletten Stuhl wandelt, wird sie wieder zu einem gleichberechtigten Menschen. Und das Meer, das als Symbol und Metapher zu sehen ist, und in einer Überschwemmung alles mit sich nimmt, gibt den Ort gereinigt zurück. Nicht alles Inhaltliche erschloss sich den Mitgliedern der Jury vollständig. Sehr symbolhaft und mit offensichtlich orientalischen Anklängen setzt Nicolas Fattouh seine Geschichte zeichnerisch um. Eine eigenwillige Form der Animation, die die Jury gleichzeitig fasziniert. Die streitenden Kinder verwandeln sich in Vogelwesen, die Haushälterin treibt alle wie ein fürchterlich brüllendes Katzenwesen aus dem Raum. Dazu das Meer, das kommt und alles mit sich reißt und wieder verschwindet, als Symbol für die Erlösung mit gleichzeitiger Reinigung. Die Rückbildung der Sinne durch „Verholzung“ und der hölzerne im Wasser treibende Stuhl mit seiner klaren Natur als Gegenpol zum familiären Streit. Die visuell sehr reizvollen und außergewöhnlichen Zeichnungen und die in sich perfekt stimmige Komposition ergaben für die Jury einen sehr außergewöhnlichen und ideenreichen Film.