Hiob
FBW-Pressetext
Kommissar Berger hat einen unangenehmen Job: Seit vielen Jahren wird er abkommandiert, Todesnachrichten an die Hinterbliebenen zu überbringen. Als ihn eines Tages ein junger Kollege begleitet, fällt diesem auf, dass Berger seine Arbeit völlig kalt lässt. Er erscheint erschreckend kühl, abgestumpft, sachlich. Doch wie kam es dazu? Marco Gadges Film ist eine einzige Hommage und Erinnerung an den Film Noir der 1940er Jahre. Das harte Licht, das ebenso harte Schatten fallen lässt, die statischen und wie erstarrt wirkenden Figuren, die eine Maske tragen, um ihre wahren Gefühle zu verbergen, und das raue und karge Großstadtsetting, dessen Trostlosigkeit sich in der Geschichte widerspiegelt. All das transportiert HIOB auf großartige Weise. Dazu gelingt es dem Film zudem, eine Story zu erzählen, die den Zuschauer tief berührt. Denn jeder coole abgebrühte Held des Film Noir hat einen Schmerz erlitten, den er zu verbergen versucht. So auch hier. Gelungenes Genre-Kurzfilmkino.Filminfos
Gattung: | Drama; Kurzfilm |
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Regie: | Marco Gadge |
Darsteller: | Uwe Preuss; Cornelia Ivancan; Ingo Tomi |
Drehbuch: | René Jacob; Marco Gadge |
Kamera: | Niklas Hoffmann |
Schnitt: | René Jacob |
Musik: | Konstantin Kemnitz |
Länge: | 19 Minuten |
Produktion: | Marco Gadge |
Jury-Begründung
Kommissar Berger ist seit vielen Jahren der Überbringer von Todesnachrichten. Keiner der Kollegen im Kommissariat möchte diese schreckliche „Arbeit“ gerne machen und so schickt man den erprobten Berger als ständigen „Todesengel“ mit den Hiobsbotschaften zu den Hinterbliebenen. Diesen scheint diese Tätigkeit nicht mehr zu berühren. Abgestumpft in all den Jahren werden diese Botschaften so gnadenlos gefühlsarm, dass sein neuer Kollege beim ersten gemeinsamen Weg schockiert zurückbleibt. Der anschließende Dialog im Auto beweist, wie schrecklich Bergers Gesellschaftsbild ist, wie gefühlskalt und unzugänglich er geworden ist. Aber ist nur sein Beruf für dieses Charakterbild verantwortlich? Ein einsamer Berger, auf einem halbleeren Bett liegend, deutet darauf hin, dass auch ein persönlicher Verlust dafür verantwortlich sein könnte.Ein perfektes Drehbuch mit präzisen Dialogen und einem klaren stilistischen Konzept für Dramaturgie, Kamera, Lichtgestaltung und musikalische Begleitung war die Grundlage für einen sehr sicher inszenierten Film im Stil des legendären „Film noir“. Hervorragend die Kameraarbeit bei der Wahl der Einstellungen, dem Spiel mit Licht und Schatten und unter Einbezug des nie versiegenden Regens. Mit überraschenden Wendungen vermag sich die Spannung zu steigern. Hervorragend die Besetzung der Charaktere und glaubhaft ihr Spiel. Zwei Szenen des Films sind besonders eindrucksvoll gestaltet: Als die Frau von Bergers Kollegen den Kommissar bittet, diesem die Hiobsbotschaft vom Verlust des sehnlich erwarteten Kindes zu übermitteln und dann die Schlussszene, die dem Zuschauer wahrhaft unter die Haut geht, auch dank der exzellenten Schauspielleistung von Uwe Preuss und Cornelia Ivancan. Ein Akt der inneren Befreiung, der einen verlorenen Menschen vielleicht wieder ins Leben zurückführt.