Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Wie vordergründig und brüchig kann doch die Fassade der so genannten Zivilisation sein! Da lebt der dicke braune Bär friedlich in einem Häuschen am Wasser, sitzt in seinem Ohrensessel und ist ganz der brave Bürger. Er opfert sein Sparschwein, um sich einen I-Pod zu leisten und damit noch mehr Teil der modernen Welt digitaler Genüsse zu sein. Doch dann kommt eine bösartig gierige Krähe und raubt dem braven Bären sein liebstes Spielzeug. Der Bär bricht zur Jagd auf – erst mit einem Auto, das aus einem Gangsterfilm stammen könnte. Doch je tiefer er in die Wildnis eindringt und der Krähe so immer mehr „auf den Fersen“ ist, desto mehr verwandelt sich Papa Bär in ein wildes Tier, das seinen Instinkten gehorchend auf allen Vieren läuft, den Bienen Honig stiehlt und sein Teddybär-Image schließlich gegen seine wahre Natur eintauscht. Beeindruckend an dieser Geschichte vom Bären, der auszog wieder wild zu werden, sind die hier eingesetzten sehr unterschiedlichen Stilmittel – von der Bärenpuppe aus Stoff und Wolle hin zum gezeichneten, animierten Bären, von der Verwendung von Papier und Pappe bis zum Einsatz eines „realen“ Autos. Hier findet sich alles wieder, in immer wieder neuen Konstellationen und neuer Optik. So wird der Film vom Bären, der im Hinterland sein städtisch „zivilisiertes“ Gehabe durch die alten Instinkte ersetzt, zu einer immer wieder überraschenden Reise durch die vielseitigen Möglichkeiten der Animation. Am Ende bleibt von seiner alten städtischen Welt nur noch der Ohrensessel übrig, aber auch der wird wohl im Hinterland bald nur noch Relikt einer vom Bären längst vergessenen Vergangenheit sein. Der I-Pod auf jeden Fall haucht in der Wildnis alsbald sein batteriebestimmtes Leben aus.