Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
In dieser beklemmenden Studie über das komplexe Verhältnis zwischen einem bettlägerigen Mann und seinem Pfleger geht es um gegenseitige Abhängigkeiten und komplexe Machtspiele. Der Kranke versucht, dem jungen Pfleger im Rahmen seiner beschränkten Möglichkeiten zu demonstrieren, daß er trotz seiner Behinderung das Heft in der Hand hält. Mal verweigert er sich, in dem er nur wenn dringend nötig spricht, dann wieder reizt er den jungen Mann durch ständiges Drücken der Klingel, mit der er den Pfleger in sein Zimmer holt. Der junge Mann reagiert nach einiger Zeit genervt und wendet das Blatt, in dem er den von ihm physisch abhängigen Mann zunehmend malträtiert. Darstellerisch und atmosphärisch ist dieses Wechselspiel von Macht und Ohnmacht zwischen zwei Menschen, die in dem engen Krankenzimmer beide gefangen sind, gelungen, auch wenn die Reaktion des jungen Mannes auf den Kranken allzu heftig und nicht immer motiviert und schlüssig erscheint. Nicht nachvollziehbar und überflüssig dagegen jene Szene, in der der junge Mann ein Insekt mit seiner Zigarette verbrennt. Diese Szene stört die Stringenz der dichten und geschlossenen Dramaturgie.