Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Die Kamera bringt uns die Protagonistin ins Bild. Die alte Dame sitzt neben einer großen Truhe, die ihre Lebenserinnerungen bewahrt. Sie holt aus der Truhe Tüten, Umschläge, Zeitungsausschnitte. Und sie hält Bilder, Postkarten und Reisebeschreibungen in der Hand. Erinnerungen an die Jugendjahre, an ihre Lebensstationen, an ihre Reisen. Und sie kommentiert und macht uns zu ihren Zeitzeugen. Dazu auch ihre Wertung: „Das muss ich nicht aufheben, das kann weg, das vielleicht nicht.“ Das, was früher von Bedeutung war, erscheint ihr heute belanglos. Und berufliche Anweisungen von ehemals – das zählt doch heute nicht mehr. Spannend hört man der Frau zu und ertappt sich dabei, dass man selbst schon längst oder demnächst selbst in die Zeit kommt, das eigene Leben und seine Erinnerungen zu sortieren und vor allem vieles oder gar alles davon zu entsorgen. Berge von Papier liegen schon auf dem Boden neben der Truhe, zum Wegwerfen, aber Vieles wieder zurück in die Truhe: „Heute habe ich keine Zeit“. In nur wenigen Minuten werden wir Zeugen eines ganzen Lebens einer beeindruckenden Frau. Ein Dokument, das noch rechtzeitig vor dem Tod der Protagonistin entstand. Eine dokumentarische Kostbarkeit, über deren Entstehung, die Produktion sowie deren wirklich spannende Protagonistin die Jury auch gerne noch mehr erfahren hätte.