Herz aus Glas

Filmplakat: Herz aus Glas

Jurybegründung

Bitte beachten Sie, dass es sich bei untenstehendem Gutachten um einen Text aus dem Jahr 1976 handelt. Das Gutachten wurde seinerzeit von einer unabhängigen FBW-Jury verfasst, was auch heute noch der Fall ist. Bei dem Gutachten handelt es sich um ein filmhistorisches Dokument, das aus dem Geist seiner Zeit formuliert wurde. Es kann Gedanken und Formulieren enthalten, die aus heutiger Sicht absolut inakzeptabel sind. Aus Gründen demokratischer Transparenz veröffentlicht die FBW das Gutachten als ein zeitgeschichtliches Dokument an dieser Stelle vollständig und ungekürzt.



Der Bewertungsausschuß erteilte einstimmig das höchste Prädikat.

Der Film ist wesentlich von der Intensität der Bilder her zu beurteilen, die in ihrer inhaltlichen Perspektive nicht immer sehr deutlich sind, die aber überzeugend diese Glasbläserwelt spiegeln, in der Rubin, Blut und Tod symbolisch zu interpretierende Rollen spielen. Fest steht im Bewertungsausschuß, daß die Bildeinfälle des Regisseurs von unerhörter atmosphärischer, oft auch malerischer Dichte sind, die an den Romantizismus etwa Caspar David Friedrichs erinnern. So kommt in die ruhig zerdehnte Bildfigur ein eigentümlich poetischer Klang, den der Regisseur bis zum Schluß durchhält. Er sieht Bilder, die merkwürdig Reales zeigen und gleichzeitig von einer Künstlichkeit sind, die den Film aus der Sphäre des banal Unmittelbaren in die Welt einer intensiven Imagination erhebt. Diesem Stil paßt sich die Darstellung des Ensembles überzeugend an. Die Menschen wirken wie in Trance, sie haben etwas Zeremonielles. Und so macht sich eine gleichsam lethargische Phantastik breit, die überzeugend in das Bild einer genau gesehenen und empfundenen Realität eingebunden ist. Der Film hat etwas Absonderliches, aber diese Absonderlichkeit ist mit solch künstlerischer Intensität realisiert, daß sie in jeder Phase suggestiv wirkt.



Theo Fürstenau

Gert W. Settje, Rudolf Stobbe, Editha Beckmann
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Spielfilm
Regie:Werner Herzog
Darsteller:Wolf Albrecht; Josef Bierbichler; Thomas Binkley; Janos Fischer; u. a.
Drehbuch:Werner Herzog; Herbert Achternbusch
Kamera:Jörg Schmidt-Reitwein
Schnitt:Beate Mainka-Jellinghaus
Musik:Popol Vuh
Länge:94 Minuten
Verleih:Filmverlag der Autoren
Produktion: Werner Herzog Filmproduktion
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Bitte beachten Sie, dass es sich bei untenstehendem Gutachten um einen Text aus dem Jahr 1976 handelt. Das Gutachten wurde seinerzeit von einer unabhängigen FBW-Jury verfasst, was auch heute noch der Fall ist. Bei dem Gutachten handelt es sich um ein filmhistorisches Dokument, das aus dem Geist seiner Zeit formuliert wurde. Es kann Gedanken und Formulieren enthalten, die aus heutiger Sicht absolut inakzeptabel sind. Aus Gründen demokratischer Transparenz veröffentlicht die FBW das Gutachten als ein zeitgeschichtliches Dokument an dieser Stelle vollständig und ungekürzt.

Der Bewertungsausschuß erteilte einstimmig das höchste Prädikat.
Der Film ist wesentlich von der Intensität der Bilder her zu beurteilen, die in ihrer inhaltlichen Perspektive nicht immer sehr deutlich sind, die aber überzeugend diese Glasbläserwelt spiegeln, in der Rubin, Blut und Tod symbolisch zu interpretierende Rollen spielen. Fest steht im Bewertungsausschuß, daß die Bildeinfälle des Regisseurs von unerhörter atmosphärischer, oft auch malerischer Dichte sind, die an den Romantizismus etwa Caspar David Friedrichs erinnern. So kommt in die ruhig zerdehnte Bildfigur ein eigentümlich poetischer Klang, den der Regisseur bis zum Schluß durchhält. Er sieht Bilder, die merkwürdig Reales zeigen und gleichzeitig von einer Künstlichkeit sind, die den Film aus der Sphäre des banal Unmittelbaren in die Welt einer intensiven Imagination erhebt. Diesem Stil paßt sich die Darstellung des Ensembles überzeugend an. Die Menschen wirken wie in Trance, sie haben etwas Zeremonielles. Und so macht sich eine gleichsam lethargische Phantastik breit, die überzeugend in das Bild einer genau gesehenen und empfundenen Realität eingebunden ist. Der Film hat etwas Absonderliches, aber diese Absonderlichkeit ist mit solch künstlerischer Intensität realisiert, daß sie in jeder Phase suggestiv wirkt.

Theo Fürstenau
Gert W. Settje, Rudolf Stobbe, Editha Beckmann