Herr Schmidt und Herr Friedrich

Kinostart: 26.11.01
2001
Filmplakat: Herr Schmidt und Herr Friedrich

FBW-Pressetext

Eindringliche dokumentarische Reportage über die private Liebesgeschichte und den Alltag von zwei Männern, die sich trotz aller Widerstände eine eigene Welt aufgebaut haben.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Ulrike Franke; Michael Loeken
Darsteller:Lena Stolze; Wilfried Friedrich; Kurt Schmidt
Drehbuch:Ulrike Franke; Michael Loeken
Kamera:Jörg Adams
Schnitt:Timothy McLeish
Länge:72 Minuten
Kinostart:26.11.2001
Produktion: Filmproduktion Loeken Franke GbR, NDR;

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Wilfried Friedrich und „Kuddel“ Schmidt mußten lange für die Erfüllung ihrer Liebe kämpfen. Das ungewöhnliche Paar lernte sich in den siebziger Jahren in der damaligen DDR kennen und lieben. Doch ehe die beiden, die unter anderem ihre Begeisterung für die Schlager der 60er und 70er Jahre miteinander verband, zusammenkommen konnten, war ein harter bürokratischer Weg durch die Instanzen nötig. Wilfried Friedrich, ein völlig unpolitischer Mensch, wurde sogar „observiert“, seine Post kontrolliert, seine Telefongespräche wurden abgehört.

Das Zusammenleben, die Träume und Erinnerungen, die zerbrochenen Illusionen und die wachsende Entfremdung zwischen Wilfried und seinem Lebenspartner stehen im Mittelpunkt dieses Porträts einer eheähnlichen Beziehung, die sich gegen viele Widerstände durchsetzen mußte und sich über die Jahre in eine enge kleine Welt verwandelt hat, in der soziale Probleme wie die Arbeitslosigkeit beider Männer und die wachsende Desillusionierung den Alltag überschatten. Geblieben sind die Erinnerungen, die hier anhand von Fotos und Briefen und vor allem durch die Musik beschworen werden. Connie Francis, Renate Kern, Vicky Leandros – diese Namen spielen im Leben von Wilfried und Kuddel eine fast magische Rolle. Denn sie beschwören die Träume, die sich beide nicht mehr erfüllen bzw. leisten können.

Über der Dokumentation einer außergewöhnlich intensiven Liebe liegt von Anbeginn an ein Hauch von Tragik und Resignation, die sich in der Sprachlosigkeit der beiden Betroffenen zeigt, und das Gefühl, daß hier zwei Menschen gefangen sind in ihrer Suche nach einem Paradies. Doch dieses erweist sich in vielen Szenen als ein Pseudo-Paradies, egal, ob sie nun in einer Halle mit Plastik-Tropenbäumen Minigolf spielen, in ihrem dunklen Garten grillen oder ihre Sammlung von Souvenirs und Pflanzen gemeinsam hegen. Was diesen Film über eine auf Erinnerungen basierenden Liebe auszeichnet, sind vor allem seine Stringenz, seine Sympathie für die beiden Männer, die an keiner Stelle vorgeführt oder gar diffamiert werden, und seine Melancholie, deren Grund am Ende erklärt wird: Wilfried Friedrich, der schon von Anfang des Films an von einem Hauch von Traurigkeit umgeben zu sein schien, starb wenige Wochen nach den Dreharbeiten.