Herr Rücker

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Nico ist der klassische Außenseiter an seiner Schule. Später an die Schule gekommen, hat er es nicht geschafft, Kontakt zu seinen Mitschülern aufzubauen. Also sucht er sich ein soziales Umfeld, das ihn annimmt, so wie er ist, und das zu schätzen weiß, was er kann. Die inszenierte Dokumentation überzeugt durch die Mischung aus Spiel- und Dokumentarszenen, die ineinander greifen und Nicos Seelenleben manchmal deutlicher offenbaren, als es ihm und den ihn umgebenen Erwachsenen bewusst sein dürfte.

Sehr treffend beschreibt schon allein die Wahl des Titels, dass Nico der Außenseiter ist und sich in dieser Rolle und Sonderstellung eingenistet hat. Die Welt der Erwachsenen ist seine Welt, die Schulzeit die Übergangszeit, bis er als Hausmeister seine Talente voll zur Geltung bringen kann und endlich die Anerkennung erfahren wird, die ihm als Mitschüler versagt bleibt. Nico ist „sozialbehindert“ und wird in dieser Behinderung von den Filmemachern ernst genommen, nicht vorgeführt sondern erklärt. Viele kleine Seiteneinstellungen sprechen hier Bände, z.B. der kurze Schwenk auf das Foto an der Zimmerwand, wo er gemeinsam mit dem Schulleiter und dem Hausmeister posiert – drei Erwachsene, die sich verstehen. Hier geht alles Kindliche ab und man fragt sich einen Moment lang, ob Nico in seiner Schule nicht doch als billige Arbeitskraft ausgenutzt wird oder ob er wirklich nur seine Nische im schulischen Mikrokosmos gefunden hat.

Eine Kurzdokumentation, die sich für das dargestellte Schicksal wirklich interessiert, jedoch an manchen Stellen überinszeniert und etwas zu künstlich wirkt.