Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Das Thema, das „HERMES UND APHRODITE aufwirft, könnte kaum dramatischer, bzw. tragischer sein, selbst wenn die Form der Darstellung mit ihren quietschbunten Farben dem fast zu widersprechen scheint: Es geht um jene Menschen, die sekundäre Geschlechtsmerkmale beider Geschlechter aufweisen und nicht wissen, ob sie Männer oder Frauen sind oder als „Hermaphroditen“, also als drittes Geschlecht, existieren. Der Leidensdruck dieser Menschen ist kaum nachvollziehbar. Und wird auch heute noch viel zu wenig beachtet. Da könnte dieser Kurzfilm ein wenig helfen, die Diskussion in Gang zu bringen. Er will nicht aufklären – dazu ist dieses Thema viel zu vielschichtig und komplex – sondern anregen, sich Gedanken über diese Mitmenschen zu machen, die zwischen alle Raster fallen. In den wenigen Minuten, die einem Kurzfilm zur Verfügung stehen, wird mit recht unorthodoxen Mitteln, wozu der schrille Sound und die schon erwähnten grellen Farben zählen, diese Tragik am Fall eines Mädchen aufgeblättert, das in der Pubertät, ohnehin einer sehr schwierigen Zeit der Selbstfindung, erkennt, dass sie anders ist als die anderen Mädchen. Hilflosigkeit ist die einzige Reaktion auf ihre Erkenntnis – die Eltern sind fassungslos, der Arzt sprachlos und kann nur mit Pille und Spritze drohen, die Betroffene selbst verzweifelt. Der Weg aus dieser scheinbar auswegslosen Lage mag zwar etwas weit hergeholt zu sein und spielt mit den Klischees der Naturvölker, die auf diesem Gebiet auch das dritte Geschlecht als von den Göttern gegeben akzeptieren. Dennoch ist es ein Versuch, Hoffnungslosigkeit durch Hoffnung zu ersetzen. Und da spielt auch das märchenhafte und humorvolle Schlussbild eine wichtige Rolle: Im Himmel ist Platz für jedes Geschlecht in jeder Variante und jeder Spielart – egal, ob zwei-, drei-, vier- oder zwanziggeschlechtlich.