Herbstzeitlose

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Seltsame Wege beschreitet das Schicksal, wenn eine junge Studentin aus dem Iran sich in der hessischen Provinz bei einem fast blinden Mann als Hausmädchen auf Zeit verdingt.
Zunächst sehr spröde ist der Kontakt zwischen den Beiden. Erst über die Poesie der Dichtkunst und der Musik finden sich die beiden verlorenen Seelen: Ein Mann in Einsamkeit versunken und durch das verlorene Augenlicht scheinbar den schönen Dingen des Lebens beraubt – aber die Erinnerungen halten ihn am Leben. Ein Mädchen in der Fremde mit Heimweh und Sorgen um geliebte Menschen in der Heimat – ein Telefonat offenbart dies.
Ein außergewöhnlich sorgfältiges Drehbuch mit Dialogen voll emotionaler Tiefe stand diesem Film voran. Schön gezeichnet ist die behutsame Annäherung von zwei Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, belegt durch eine Bildsprache voll kleiner liebevoller Details und von eindrucksvoller Symbolhaftigkeit. Der Atem großer iranischer Filme weht durch diesen Film.
Neben einer wunderbaren Kameraführung besticht die Tonebene mit Geräuschen und einer zauberhaft passenden Musik, welche die melancholische Grundstimmung des Films noch verstärkt. Ein Lob gilt der stilsicheren Inszenierung und der guten Führung der Protagonisten.
Fazit: Ein reiches und schönes Filmwerk voller Warmherzigkeit, Zärtlichkeit und Menschlichkeit.