Hearts in Atlantis

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

"Die Vergangenheit kommt zurück, wann sie mag", heißt es zu Beginn dieses Films, der aber weniger breit angelegt ist als Stephen Kings gleichnamiger Episodenroman. Der Tod und die Beerdigung eines Jugendfreundes bringen den Fotografen Bobby Garfield zurück an den Ort seiner Kindheit. Erzählt wird die Geschichte des Sommers von 1960, erzählt wird das Erwachsenwerden eines vaterlos aufwachsenden Jungen. Herausragend ist der junge Hauptdarsteller (Anton Yelchin). Anthony Hopkins agiert zurückhaltend und glaubwürdig als der rätselhafte Untermieter Ted, dem "niedere Männer" auf den Fersen sind.

Der Kameramann Pjotr Sobocinski, der auch für Kieslowski arbeitete, findet schöne Farbtöne, taucht den Film in ein golden-warmes Licht. Filmhandwerklich ist der Film äußerst solide, arbeitet geschickt mit eigentlich sparsamen Mitteln. Merkwürdig milde und altmodisch, zeitlos und entrückt entwickelt sich die kleine Geschichte, in der Jungs von einem Fahrrad träumen, Mädchen auf einem großen Baumstamm liegend Bücher lesen, Bücher überhaupt eine große Rolle spielen, und in der die Radioübertragung eines Boxkampfes Spannung erzeugt. Das alles ist stimmig und atmosphärisch entwickelt, aber die Rahmenhandlung wird dramaturgisch nicht befriedigend abgeschlossen. Hier gehen Figuren verloren, zu schnell wird der Film zu einer einzigen großen Rückblende - und verengt auch innerhalb der Filmerzählung den Blick zu sehr auf den jungen Bobby. So bleibt der Film letztlich ein Ausschnitt, wenn auch ein gelungener und in sich stimmiger.