Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
In HAUS sah der FBW-Hauptausschuss den Konflikt zwischen den Palästinensern und den Israelis, der in der Form einer Parabel erzählt wird. Der Film zwingt diese Interpretation jedoch nicht auf, sondern überlässt es dem Zuschauer, eigene Verbindungen zu ziehen. Auf der Tonspur schildert die sonore Stimme eines Erzählers, wie das Haus seiner Familie immer mehr von einem Gast in Besitz genommen wird. Die Herrschenden des Landes ändern Gesetze, sodass alte Besitzrechte aufgehoben werden. Es wird immer mehr Zwang angewendet, bis die Familie mit einer einzigen Orange in der Hand auf dem leeren Dach des Hauses sitzt. Als der Vater sich wehrt, wird er in Ketten gelegt und schließlich tötet er sich selber im Kampf gegen die Besetzer seines Hauses. Diese extrem verdichtet erzählte Geschichte wird durch eine betont minimalistisch gehaltene Puppenanimation illustriert, die jeweils genau das Gesagte bebildert. Diese Dopplung verstärkt die Wirkung der Fabel und durch die grob kantige Gestaltung der Figuren und Objekte wird die Brutalität und Eindringlichkeit des Geschehens betont. Die Bilder besitzen eine eigene karge Poesie, die auch dadurch entsteht, dass die gezeigten Figuren und Objekte offensichtlich mit großer Zärtlichkeit und Sorgfalt gefertigt wurden. So werden die Schwäche der Protagonisten und die Ungerechtigkeit des Geschehens spürbar, wobei die Stilisierung gleichzeitig auch Distanz schafft. Ahmad Saleh will mit seinem Film kein Mitleid wecken. Stattdessen geht es ihm darum, Sinnbilder für Besetzung, Rechtlosigkeit, Verfolgung und Widerstand zu zeigen. Dies ist ihm mit HAUS überzeugend gelungen.