Hanussen

Kurzbeschreibung

Leben und Aufstieg des Varieté-Illusionisten Hanussen zum weltberühmten Magier und Hellseher, der von den Nazis benutzt und schließlich hingerichtet wurde.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm
Regie:István Szabó
Darsteller:Klaus Maria Brandauer; Erland Josephson; Walter Schmidinger
Drehbuch:István Szabó
Buchvorlage:Paul Hengge
Kamera:Lajos Koltai
Schnitt:Zsuzsa Csákány
Musik:Zdenko Tamássy
Länge:116 Minuten
Verleih:Tobis
Produktion: CCC Filmkunst GmbH
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

"Hanussen" ist der letzte Teil der Trilogie des ungarischen Regisseurs Istvan Szabo über die Beziehung von Macht und Kunst, von der Verführbarkeit der Massen und des Schicksals von Menschen vor dem Hintergrund einer chaotischen Zeit im Umbruch. Hanussen, in Wirklichkeit ein Varietékünstler, wird in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg zum gefeierten Hellseher und Magier, der die Massen fasziniert und auch bei Politikern Anklang findet. Inwieweit Szabos Filmgestalt dem historischen Hanussen entsprich, sei dahingestellt. Er benutzt die Figur des "Hanussen", um einmal mehr zu zeigen, wie ein Mensch, den der Erfolg nach oben getragen hat, über seine eigenen Eitelkeiten und seinen eigenen Größenwahn stürzt.

Die sperrigen Details im Leben dieses Menschen, seine Auseinandersetzung mit dem Judentum vor dem Hintergrund des aufkommenden Nationalsozialismus interessieren Szabo in diesem Film weniger als die Studie eines Mannes, der als "zweitklassiger Zauberer mit erstklassigen Tricks" in Konkurrenz zu einem weitaus bedeutenderen politischen Scharlatan, nämlich Adolf Hitler, tritt. Um dieses Ziel zu erreichen, nämlich Hanussen vor dem Hintergrund einer Zeit der Dekadenz und des Chaos zu porträtieren, wird auch Geschichtsklitterung betrieben, die man nicht immer mit künstlerischer Freiheit des Regisseurs entschuldigen kann.

Fasziniert bei diesem Film die gute Kamera, die reiche Ausstattung und die darstellerische Leistung, vor allem in den Nebenrollen, so vermag der Film doch insgesamt an vielen Stellen nicht zu überzeugen. Der Regisseur, dem die Studie der Dekadenz in den 20er und 30er Jahren mit Hilfe von kleinen Szenen am Rande durchaus gelungen ist, scheint sich über seine Hauptfigur jedoch nicht wirklich im klaren zu sein: Ist Hanussen ein Magier oder nur ein Scharlatan, muss er einem größeren Scharlatan weichen, inwieweit ist dieser Hanussen wirklich Spiegelbild seiner Zeit, ihrer Strömungen und Empfindungen? Zweifelsohne ist "Hanussen" ein insgesamt diskussionswürdiger und auch spannender Film, der aber die Erwartungen, die man an das Thema stellt und auch an ein Zeitgemälde über die 20er und 30er Jahre nicht ganz erfüllt.