Hälfte Hälfte
Filminfos
Gattung: | Animationsfilm; Kinderfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Agnieszka Jurek |
Drehbuch: | Agnieszka Jurek |
Schnitt: | Agnieszka Jurek |
Musik: | Carsten Aschmann; Fanny Aschmann |
Länge: | 4 Minuten |
Produktion: | smiling line productions Agnieszka Jurek |
Förderer: | Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover; Neustart Kultur |
Jury-Begründung
Ein kleines Kind hält in der Hand eine Banane. Ein kurzes, elefantöses Tröten ihres Gefährten, eines kleinen blauen Stoffelefanten, und kurz darauf erleben die Zuschauer das Kind beim Teilen eben dieser Banane. Agnieszka Jureks HÄLFTE HÄLFTE erzählt eine kleine Geschichte vom Teilen.Der Film überzeugt die Jury auf der visuellen Ebene. Die Drehbuchautorin, Regisseurin und Animateurin versteht es mit Farben und auch mit Formen umzugehen. Große Augen, eine Stupsnase und ein kleiner Mund, ein wirklich freundliches Kindergesicht, das neugierig in die Welt schaut. Rot, orange, gelb und blau, gerahmt von satten, schwarzen Strichen, HÄLFTE HÄLFTE wirkt mit seinen Tableaus wie ein animiertes Kinderbuch. Mit den flächigen Darstellungen und satten Farben erreicht Jurek sicherlich Interesse und Aufmerksamkeit gerade der jüngsten Zuschauer.
Bedauerlicherweise ist die Geschichte vom Kind, das seine Banane mit den Familienmitgliedern teilt, für die Jury dennoch nicht vollständig aufgegangen. Sicherlich hat das Kind mit seinem Kuscheltierelefanten im Dialog gestanden. Interessanterweise aber wurde dessen Tröten innerhalb der Jury sehr unterschiedlich interpretiert. So reichten die Deutungen von „der Elefant will auch etwas von der Banane“ über „er bedankt sich im Namen der Familienmitglieder“ bis hin zur Idee, dass das Kind erst durch das Tröten zum Teilen der Banane angehalten wird. Diese sehr unterschiedlichen Ansätze lassen den Rest des Films für die einzelnen Jurymitglieder in einem jeweils unterschiedlichen und nicht immer kohärenten Licht erscheinen.
Ähnliche Probleme, so zeigte sich im weiteren Verlauf der Diskussion, hatte die Jury mit den Hintergrundgeräuschen zum Beginn des Films. Die schienen ihr zunächst irritierend und wurden daher von der Mehrzahl der Jurymitglieder rezeptiv schlichtweg ausgeblendet. Dass sie mehr eine Art „Soundscape“ darstellen, zeigte sich der Jury erst mit Verlesen des Widerspruchs.
Dem Argument der Vorgängerjury, dass es dem Film an Konflikt und Anarchie mangele, konnte die zweitgutachtende Jury nicht folgen. Das Gegenteil ist für sie der Fall: Gerade weil sich der vierminütige Kinderfilm an das jüngste Publikum wendet, sind die bereits im Erstgutachten genannten Punkte „Geradlinigkeit“ und „Einfachheit“ nicht nur in ihrer Form, sondern auch beim Inhalt von absolut positiver Bedeutung. Denn Anarchie und Konfliktpotenziale können im Alter des Zielpublikums nur bedingt sinnvoll verarbeitet werden.
Die visuelle Gestaltung des Animationskurzfilms HÄLFTE HÄLTE kann die Jury nur als absolut treffend und wirklich sehr schön beurteilen. Hier hat der Film vollends überzeugt. Die kritischen Überlegungen beziehen sich vor allem auf die akustische Ebene, die die Jurymitglieder bei ihrer Interpretation der Geschichte leider ein wenig in die Irre geführt hat. Und so konnte sie die im Widerspruch genannten Punkte der Gerechtigkeit und Empathie erst vollständig nach Verlesen des Widerspruchs erkennen. Dennoch funktioniert der Film für das jüngste Publikum, da ist sich die Jury sicher. In Anerkennung der dargelegten Qualitäten des Films und in Abwägung aller Argumente vergibt die Jury gerne das Prädikat „wertvoll.