Hackney Lullabies

Filmplakat: Hackney Lullabies

FBW-Pressetext

In einem fremden Land eine neue Heimat finden: Das ist das Schicksal vieler Migranten in Europa. Die Kurzdokumentation der Japanerin Kyoko Miyake porträtiert als einen Aspekt daraus Mütter verschiedenster Nationalitäten, die zwei Dinge gemeinsam haben: Sie leben alle im Londoner Stadtteil Hackney und singen ihren Kindern Einschlaflieder, sogenannte Lullabies, vor. Sie singen in ihrer eigenen Sprache, sind sich aber stets bewusst, dass ihre Kinder in der neuen Heimat zweite Wurzeln finden werden. HACKNEY LULLABIES reflektiert still und anrührend das Thema Heimat, erzählt von den Sorgen und Nöten der Mütter. Sehnsucht, Heimweh, Ankommen – all dies vermischt sich in den Aussagen der jungen Mütter, die sich zwischen den Welten befinden. Auch stilistisch ist der Film sehr gelungen. Eine fast schon poetische Bildästhetik zeigt die Vielfarbigkeit des Schmelztiegels London. Die Konzentration auf den Mikrokosmos der multikulturellen Gemeinde schafft eine poetische und universelle Bestandsaufnahme in einer Sprache, die überall verstanden wird.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Kyoko Miyake
Drehbuch:Kyoko Miyake
Kamera:Laura Bellingham
Schnitt:Sirko Knüpfer
Musik:Patrick Durkan
Länge:10 Minuten
Verleih:interfilm Berlin Short Film Sales & Distribution
Produktion: Filmkantine UG

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Mütter singen ihren kleinen Kindern Wiegenlieder vor. Dies ist so universell, dass es überall auf der Welt, ganz unabhängig von kultureller und gesellschaftlicher Prägung, verstanden wird. Was für eine zugleich bestechend einfache und tiefschürfende Idee, dieses Bild als den gemeinsamen Nenner für eine Dokumentation zu nehmen. Kyoko Miyake hat in dem Londoner Stadtteil Hackney Mütter und ihre Kinder besucht, die nach England eingewandert sind. Dabei sind kleine intime Momentaufnahmen entstanden. Die Mütter erzählen von ihrer Situation – eine japanische Frau berichtet darüber, dass ihr schon etwas größeres Kind sich weigert, weiterhin japanisch zu sprechen, eine Frau aus der Karibik sagt, dass sie erst in der Fremde als Individuum anerkannt wurde. Aber wichtiger als solche Informationen ist die Atmosphäre, die die Regisseurin mit ihrer Kamera eingefangen hat. Es sind ruhige poetische Momente der Nähe von Mutter und Kind. Dazu erklingen die verschiedenen Schlaflieder – darunter auch eine textlich alles andere als friedliche Partisanenhymne. Sie werden zwar nicht perfekt intoniert, dafür aber innig gesungen und klingen deshalb nur umso schöner. In HACKNEY LULLABIES wird auch ganz nebenbei die Frage danach behandelt, was Heimat ist. Stilistisch ist der Film mit seiner ruhigen, einfühlsamen Kamera und dem sehr musikalischen Schnitt aus einem Guss, und so vergibt dieser Ausschuss dem Film ohne Einschränkungen das höchste Prädikat.