Filmplakat: Gujiga

Kurzbeschreibung

Ausgehend von dem schamanischen Gesang „Gujiga" erzählt der Film Mythen, Symbole sowie Naturphänomene der Schildkröten und enthüllt dabei gewaltsame Eingriffe in das Leben des Reptils. Der Film ist eine Ode an die Natur und erinnert an die Verbindung zwischen Tier und Mensch.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Experimentalfilm
Regie:Sunjha Kim
Drehbuch:Sunjha Kim
Kamera:Rikisaburo Sato
Schnitt:Sunjha Kim
Musik:Minhee Park
Länge:18 Minuten
Produktion: Sunjha Kim
Förderer:Film- und Medienstiftung NRW

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

„Schildkröte, o Schildkröte, Streck’deinen Kopf raus! Wenn du nicht gehorchst, braten wir dich, fressen wir dich!“ - mit diesen auf den ersten Blick grausamen Worten aus GUJIGA, einem traditionellen Lied aus Korea, beginnt Sunjha Kims gleichnamiger essayistisch-experimenteller Film, der sich selbst als eine Ode an die Schildkröte bezeichnet, was dem Kern und dem Wesen des Films auch sehr nahe kommt.

Basierend auf Mythen aus Korea und China und Naturphänomenen, die allesamt mit der Schildkröte verknüpft sind, entwirft der Film eine Welt außerhalb der unseren, eingefangen in betörenden Schwarzweiß-Bildern mit vielen Makroaufnahmen, die oft genug einen zweiten, dritten oder vierten Blick oder viel Geduld erfordern, bis sich das offenbart, was sie wirklich zeigen. Untermalt werden die teils betörenden Bilder von rituellen Sprechgesängen und Erläuterungen, die teilweise ganz rein und klar und dann wieder elektronisch verfremdet zu sein scheinen und die von Sagen und Märchen, aber auch wissenschaftlichen Fakten erzählen, die sich um das Tier ranken.

Die stilisierten Bilder, in denen sich Detail- und Makroaufnahmen mit Naturimpressionen abwechseln, fügen sich mit der ausgeklügelten Tonebene zu einem betörenden audiovisuellen Gedicht zusammen, bei dem es viel zu sehen und zu entdecken gibt. So erweist es sich beispielsweise fast schon als historische Kontinuität, dass es vor allem der Mensch ist, der immer wieder in das Leben und die fragile Balance der Natur eingreift und Unruhe in die friedliche Koexistenz bringt.

Vieles, von dem der Film erzählt, wird strukturiert und erklärt durch die Texttafeln, die am Anfang des Werkes stehen. Ohne diese wäre es schwer, dem eher assoziativen Fluss der Bilder und Töne zu folgen. Sie erleichtern erheblich den Zugang zu einem Film, der ganz und gar in sich geschlossen wirkt und fast eher wie ein Kunstwerk oder ein Gedicht aus Bildern und Tönen, das spielend leicht riesige Distanzen zwischen Asien und dem Amazonas überbrückt und nicht allein deswegen eine universelle Anmutung hat, der man sich nur schwer entziehen kann.