Gott ist schon weg

Filmplakat: Gott ist schon weg

FBW-Pressetext

Ein durch römische Legionen "eingeschlepptes" Nilgans Pärchen siedelt sich um 53 v. Chr. an zwei kleinen Teichen in dem fiktiven Ort Eichweiler an. Aus der Perspektive der heimisch gewordenen Wasservögel wird nun der Zuschauer in 30 Szenen durch die ereignisreiche Besiedelungsgeschichte des Ortes geführt. Doch diese endet nicht mit dem Heute. Sondern in der Zukunft. Als alle Menschen den Ort verlassen haben. Die Nilgänse aber zurückkommen, um neu anzufangen. In seinem mit Lego-Figuren animierten Kurzfilm GOTT IST SCHON WEG erzählt der Filmemacher Peter Böving von einem fiktiven Ort im heutigen Braunkohle-Tagebaugebiet Garzweiler. Denn viele Dörfer haben bereits das Schicksal Eichweilers erlitten. Konsequent bleibt Böving in seiner Darstellung auf demselben bildlichen Tableau. Er zeigt, wie sich eine Gemeinde im Lauf der Jahrhunderte ändert, welche Kämpfe und Konflikte sie zu ertragen hat und welche Herausforderungen damit verbunden sind. Der Filmtitel entspringt einem Zitat, welches ein Anwohner einer mittlerweile verschwundenen Ortschaft auf das Hinweisschild der Kirche im Ort gesprüht hatte. GOTT IST SCHON WEG ist ein Film, der bis ins kleinste gestalterische Detail liebevoll ausgearbeitet wurde und der einen Teil der Menschheitsgeschichte als pars pro toto einer kleinen dörflichen Einheit erzählt. Unterhaltsam und lehrreich. Und damit intelligente Kurzkinounterhaltung.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Peter Böving
Drehbuch:Peter Böving
Kamera:Peter Böving
Schnitt:Peter Böving
Musik:Anna Depenbusch; Bobo & Herzfeld
Länge:10 Minuten
Produktion: klötzchenkino Peter Böving
Förderer:Thüringer Staatskanzlei

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Vor 2000 Jahren brachten die Römer die Nilgänse mit in die Dörfer um Garzweiler, die schnatternden Einwanderer aus Ägypten bereicherten fortan die Kulturlandschaft, die die Menschen der Natur abgerungen haben. Die Vögel überlebten Kriege, Katastrophen und wechselnde Machthaber, später arrangierten sie sich mit den Folgen der Industrialisierung.
Das Christentum hat die Menschen der Region seit Generationen geprägt, die Kirche gehörte zum Dorfbild. 2006 wurde sie entweiht. Das traditionsreiche Dorf ist dem Tod geweiht, der Abbaggerung für den Braunkohleabbau. Auch die Gänse, deren Teich durch das jahrzehntelange Abpumpen des Wassers bereits arg geschrumpft war, mussten der Räumung endgültig weichen.
Der Set und die Figuren dieses Animationsfilms wurden mit viel Liebe zum Detail aus Legosteinen gebaut, in 30 eingängigen Bildern werden die wichtigsten Daten aus 20.000 Jahre Geschichte des Ortes lebendig. Die Herrscher und Ideologien wechseln, die Gänse bleiben.
Dies ändert sich radikal mit dem Anrücken der Bagger. Der Film versucht, auch hier seinem Stil treu zu bleiben und einen optimistischen Ausblick zu geben, der den Gänsen die Rückkehr ermöglichen würde. Doch der Eingriff in die Natur durch den Menschen in der größten Kohlegrube Europas ist so radikal, dass er nur mit einem ebenso radikalen Bruch im Stil des Films versinnbildlicht werden kann. Realaufnahmen der vom Tagebau verwüsteten Landschaft und der Bagger zeigen das Ausmaß der Zerstörung der Natur, die dem Menschen seit Jahrtausenden eine Heimat bot.