Goodbye Bafana
FBW-Pressetext
Apartheid aus der Seitenansicht. Herausragende Darsteller in einer sehenswerten und wunderschönen Literaturverfilmung. Glaubwürdig zeigt uns Mandelas Gefängniswärter James Gregory (Joseph Fiennes) seine sich ganz langsam einschleichende Sinneswandlung und den großen Respekt vor einem beeindruckend charismatischen Nelson Mandela. Lehrreich, bewegend und eine Erinnerung daran, wie wichtig es ist, „Thesen“ zu hinterfragen.Filminfos
Kategorie: | Arthouse |
---|---|
Gattung: | Drama; Spielfilm |
Regie: | Bille August |
Darsteller: | Joseph Fiennes; Diane Kruger; Dennis Haysbert |
Drehbuch: | Bille August & Greg Latter |
Länge: | 119 Minuten |
Kinostart: | 12.04.2007 |
Verleih: | X Verleih |
Produktion: | X Filme Creative Pool GmbH |
FSK: | 6 |
Bildungseinsatz: | ; |
Jury-Begründung
Lehrreich, bewegend und auch für Schulklassen überaus geeignet ist dieser anrührende Filmnach einer wahren Begebenheit über die Haftzeit Nelson Mandelas - aus der Sicht seines weißen Gefängniswärters. Diese historisch verbürgte Person, der weiße Südafrikaner James Gregory, wird hervorragend von Joseph Fiennes verkörpert.
Der mögliche Einwand, der Film komme mit seinem Thema zehn Jahre zu spät, wird dadurch entkräftet, dass heutige politikinteressierte Jugendliche die Freilassung Nelson Mandelas im Jahr 1990 und die jede Menschenwürde verletzende Politik der Apartheid - die Unterdrückung der schwarzen Mehrheit durch eine weiße Minderheit in Südafrika - nicht miterlebt haben und letztlich auf die vermittelnde Darstellung von Zeitgeschichte angewiesen sind, um die Unterdrückung der Bevölkerung in Ghettos und Townships durch die weiße „Herrenrasse“ nachvollziehen zu können. Weit mehr aber als ein „Lehrfilm“ für Jugendliche mit einem multikulturellen Thema ist dies eine handwerklich perfekte Literaturverfilmung, ein gut gemachter Unterhaltungsfilm, der für eine antirassistische Haltung wirbt und ein glänzendes Plädoyer ist für Versöhnung und Verzicht auf Rache.
Die gesamten verbrecherischen Auswirkungen der Apartheidpolitik werden aus dem Blickwinkel eines weißen Gefängniswärters natürlich nicht ansatzweise in ihrer ganzen Tragweite wiedergeben. Der Film operiert hier mit einer Binnensicht des Unterdrückungssystems. Aber das blanke Entsetzen im Gesicht seiner kleinen Tochter, die mit ansehen muss, wie weiße Polizisten grundlos auf der Straße auf Schwarze einprügeln, nur weil sie ihre Pässe nicht bei sich haben, und wie dabei eine Mutter von ihrem zu Boden geworfenen Säugling getrennt wird, spricht eine ebenso deutliche Sprache wie die Haftbedingungen auf der Gefängnisinsel Robben Island, wo die meisten politischen Gefangenen untergebracht sind. (Parallelen zu heutigen Inselgefängnissen wie Guantanamo erscheinen hier kaum zufällig.)
Entscheidend für den auch emotional gelungen Film ist die geglückte Darstellung der Wandlung des weißen Gefängniswärters vom ehemaligen Apartheidanhänger zum gewissensgeplagten Menschen, der sich mitschuldig fühlt an den zahlreichen Übergriffen der weißen Regierung an den schwarzen politischen Gegnern. Während es unter den weißen Südafrikanern Allgemeingut gewesen zu sein scheint, dass die Anhänger des African National Congress (ANC) als Kommunisten die Weißen ausrotten wollten, ohne je deren (verbotene) Schriften je gelesen zu haben, beginnt die Wandlung des weißen Gefängniswärters, als er selbst beginnt, sich ein Bild von den politischen Zielen der schwarzen Freiheitskämpfer zu machen. Heimlich besorgt er sich in einer Bibliothek den weggeschlossenen Text der Freiheitscharta des ANC und muss bei der Lektüre feststellen, dass es sich hier um die urdemokratische Forderung nach freien Wahlen für alle Bevölkerungsschichten handelt.
Sich selbst ein Bild zu machen und selbst zu informieren, Thesen und Vorurteile zu hinterfragen und sich nicht auf Hörensagen zu verlassen, das ist eine weitere Botschaft des Films. Die Entwicklung der Hauptfigur und seine Wandlung sind gut nachvollziehbar, auch Stolz und Würde Nelson Mandelas werden kinogerecht dargestellt. Dass der Film an Originalschauplätzen gedreht wurde, gibt ihm eine manchmal Atem beklemmende Aura.