FBW-Pressetext
Erstaunliche Reife zeigt der Schauspieler Ben Affleck in seiner ersten Regiearbeit, die eine ganze Riege bester Darsteller versammelt. Der tiefgründige, komplexe Film hat das Zeug zum Klassiker, kann sich mit Clint Eastwoods Mystic River messen, der anderen Verfilmung eines Romans von Dennis Lehane (einer der besten Kriminalautoren der Welt). Das Drama einer bestimmten moralischen Entscheidung, die der Film behandelt, hallt lange nach. Dieser Film lässt niemanden kalt.Filminfos
Kategorie: | Arthouse |
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Gattung: | Drama; Spielfilm |
Regie: | Ben Affleck |
Darsteller: | Morgan Freeman; Casey Affleck; Karen Ahern |
Drehbuch: | Ben Affleck; Aaron Stockard |
Länge: | 114 Minuten |
Kinostart: | 29.11.2007 |
Verleih: | Walt Disney |
Produktion: | Miramax Film, LivePlanet; The Ladd Company; |
FSK: | 16 |
Jury-Begründung
Durch die dunklen Straßen der Großstadt wandert der Privatdetektiv als ein edler Ritter der modernen Zeiten. Das Genre scheint in letzter Zeit ein wenig aus der Mode gekommen zu sein, doch mit Gone Baby Gone knüpft der Regisseur Ben Affleck an die große Tradition der Detektivgeschichten an.Das Boston der heruntergekommenen Stadtviertel fängt die Kamera mit einer fast dokumentarisch wirkenden Authentizität ein, und in dieser düsteren, unheilvollen Atmosphäre führt der Film das junge Detektivpaar Patrick und Angie ein, das von einer verzweifelten Frau aus der Nachbarschaft engagiert wird, um nach deren entführter Enkelin zu suchen. Die Mutter des Kindes ist eine heruntergekommene Fixerin und bald wird klar, dass das Kind wegen eines ihrer Drogendeals entführt wurde.
Eine Zeitlang folgt der Film klassisch den Konventionen des Genres, indem er zeigt, wie das Detektivpaar Spuren verfolgt, alte Bekannte in der kleinkriminellen Szenen befragt und sich in einer Krisensituation bewährt. Doch dann verwischen die Grenzen zwischen Gut und Böse immer mehr. Es gibt eine ganze Reihe von überraschenden und dramaturgisch geschickt gesetzten Wendungen, und Patrick wird schließlich mit einem moralischen Dilemma konfrontiert, bei dem es keine saubere Entscheidung geben kann.
Die Guten brechen das Gesetz mit den besten Absichten, und wenn Patrick sich entscheidet, die Lösung des Falls öffentlich zu machen, kann dies viel Unheil anrichten. Casey Affleck gelingt es in der Rolle des Patrick, diesen ihn quälenden Zwiespalt sehr eindrucksvoll auszudrücken. Eine gute Wahl bei der Besetzung ist außerdem Morgan Freeman, der im heutigen Kino eine ähnlich moralische Instanz ist wie einst Spencer Tracy. Um so schockierender ist hier nun das Bild von ihm in Handschellen.
Ben Affleck zeigt in seiner ersten Regiearbeit eine erstaunliche Reife. Seine Inszenierung dient immer der Geschichte und ist daher auf den ersten Blick unspektakulär. Doch es gelingt ihm, durchgehend eine düster beklemmende Stimmung zu schaffen. Und sein Film ist durchgehend spannend, obwohl er mit einem Minimum an Action und Gewaltszenen auskommt.