Glückskind
FBW-Pressetext
Kolja Kugler baut Roboter aus Schrott. Die Arbeit, die er macht, ist diffizil, die Ergebnisse der Arbeit sind faszinierende Kunstwerke. Der Nachwuchsfilmemacher Samuel Auer hat Kolja Kugler in seinem Kurzdokumentarfilm GLÜCKSKIND porträtiert. Und obwohl fünf Minuten Film nur wenig Erzählzeit zulassen, so nutzt Auer diese doch optimal. Denn ob er Kugler bei einem seiner „Glücksfunde“ auf einem Schrottberg zeigt, den Eisenbahnwaggon als Handlungsort etabliert oder ihm beim Programmieren des Roboters über die Schulter schaut: Auer und sein Kameramann Tobias Gaede vermitteln glaubhaft und authentisch aus dem Milieu heraus die Faszination von Kunst und Künstler. Dies in so einer kurzen Zeit mit einem so filmischen Blick zu vermitteln, ist wahre und wahrhaftige Kurzfilmkunst.Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm; Kurzfilm |
---|---|
Regie: | Samuel Auer |
Drehbuch: | Samuel Auer |
Kamera: | Tobias Gaede |
Schnitt: | Tobias Gaede; Samuel Auer |
Musik: | Kolja Kugler |
Länge: | 5 Minuten |
Verleih: | DFFB |
Produktion: | Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB) |
Förderer: | dffb |
Jury-Begründung
Selten hat ein Künstlerporträt so viel Spaß gemacht, selten wurde mit solcher Geschwindigkeit, Witz und Effekt erzählt wie in Samuel Auers GLÜCKSKIND. Der Kurzfilm begleitet den Berliner Kolja Kugler bei seiner Arbeit. Der sucht im Schrott nach Altmetall und baut daraus animierte Großskulpturen, Roboter, wenn man so will.Regisseur Auer geht bei seiner äußerst kurzen Dokumentation filmisch äußerst präzise ans Werk. In der Tat zeigte sich die Jury überrascht von der handwerklichen Beschaffenheit des Porträts. Auers Gespür für Bilder ist beeindruckend, seine Kadrierung stimmt, jedes einzelne Bild wirkt wie ein Kinobild. Ähnlich akkurat sind Timing und Schnitt – beide dem Motiv aufs Beste angepasst.
Kontrovers wurde in der Filmdiskussion dagegen die Länge des Films besprochen. Je nach Sichtweise, hält diese nur wenige Momente bereit, die tatsächlich Entscheidendes über den Künstler vermitteln können.. Andererseits aber wurde auch geurteilt, dass sich gut in den Bildern selbst lesen lässt. Immerhin bietet der Kurzfilm seinem Publikum durchaus Fläche für eine reichhaltige Interpretation. So gesehen erzählt GLÜCKSKIND in nur 5‘ 21“ dann auch weitaus mehr als bloß die Geschichte von Kunstwerken. In GLÜCKSKIND schlägt sich gleichzeitig auch der Lebensentwurf eines Menschen nieder, der in einem Bauwagen lebt, sich offensichtlich bürgerlichen Gepflogenheiten widersetzt und mehr noch, sie in seinem künstlerischen Schaffen letztlich sogar zu transformieren weiß.
Kolja Kugler arbeitet mit entsorgten Gegenständen unserer Gesellschaft. Auf Schrottplätzen findet der Künstler ausgediente Industrieprodukte und verarbeitet sie virtuos zu aberwitzigen Objekten. Auch wenn es vielleicht so klingen mag: Der Film zeigt keine Klischees. Er würdigt Kuglers Umweltbewusstsein, genauso wie sein kindliches Vergnügen an vorgefundenen und technischen Dingen. Denn immerhin können dessen Skulpturen, wie im Falle eines E-Gitarre-spielenden Dino-Roboters, auch als clevere Antwort auf Kinofiguren wie etwa die „Transformers“ und ähnliche Erscheinungen verstanden werden. Nur eines zeigt der Film nicht: nämlich wer das Glückskind ist. Da ist abermals die Interpretationsgabe des Zuschauers gefragt. GLÜCKSKIND macht ziemlich neugierig, und zwar auf Beide, auf Filmemacher Samuel Auer und auch auf den Künstler Kolja Kugler. Und noch etwas macht der Film: er versprüht so viel Geist und Charme, dass jeder Zuschauer wie ein Glückskind aus dem Film gehen darf.