Glory

Filmplakat: Glory

FBW-Pressetext

Udo ist schwul, alleinstehend und hat die besten Jahre bereits hinter sich. Einsam tingelt er regelmäßig in ein schmuddeliges Sexkino, auf der Suche nach einem schnellen Abenteuer. Doch eines Tages begegnet ihm auf der anderen Seite der Kabine etwas, mit dem er nicht rechnen konnte. Der mit arte koproduzierte Film des dffb-Studenten Roberto Anjari Rossi kommt mit wenigen Einstellungen aus, um den Zuschauer zu überraschen und tief zu beeindrucken. Die Dramatik der Situation entsteht im Kopf, die kammerspielartige Atmosphäre und die Beschränkung auf die Tonebene reichen hierfür aus. Der Darsteller des Udo, Andreas Seifert, überzeugt in seiner Rolle des abgehalfterten Mannes, der einen Moment der existentiellen Bedrohung erfährt. Ausdrucksstark und authentisch.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Roberto Anjari-Rossi
Darsteller:Andreas Seifert; Stefan Rudolph; Alfio Muscia; Felipe Luck
Drehbuch:Roberto Anjari Rossi
Kamera:Raphael Beinder
Schnitt:Ginés Olivares
Länge:7 Minuten
Verleih:DFFB
Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB), Roberto Anjari Rossi; arte
Förderer:dffb

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll erteilt.


Ein Mann zahlt ein wenig Geld, um in einen Schwulentreff eingelassen zu werden, dort geht er in eine Kabine, die zu beiden Seiten Öffnungen in Hüfthöhe zu den benachbarten Kabinen hat. Er bietet sich eher schüchtern und unterwürfig für sexuelle Kontakte an, doch dann wird ihm durch das Loch in der Wand etwas ganz anderes in den Mund geschoben. Diese sehr überraschende und bedrohliche Wendung inszeniert Roberto Anjari Rossi mit einem präzisen Sinn für den cineastischen Effekt. Mit einer Waffe auf sich gerichtet, redet der Protagonist um sein Leben, und dass ihn dabei die Buletten seiner Mutter retten, ist eine absurde Pointe in diesem sehr stillsicher inszenierten Minidrama. Die Darstellung des Milieus wirkt authentisch und Andreas Seifert spielt den „armen Schwulen, der nicht mehr 21 ist“, absolut glaubwürdig. Beeindruckt war die Jury auch von der Entscheidung, die Gewalttat nur auf der Tonebene darzustellen. Der mit böser Ironie GLORY genannte Kurzfilm ist eine pessimistische Miniatur, in der von armseligen Lebensumständen erzählt wird. Unbequem, aber wegen seiner konsequent düsteren Ästhetik besonders wertvoll.