Gaza Surf Club
FBW-Pressetext
Ibrahim ist ein junger Mann, der Träume hat. Er will eine Familie, er will glücklich in Frieden leben, er will surfen. Doch all diese Dinge, die für andere gar kein Problem darstellen, sind für Ibrahim keine Selbstverständlichkeit. Denn Ibrahim lebt in Gaza, der Stadt, die wie keine als Synonym für den Konflikt zwischen Israel und Palästina steht. In einer Region, die besetzt ist und die täglich vom Terror der Extremisten beider Seiten bedroht ist, versuchen Ibrahim und seine Freunde eine Art Normalität – und auch Spaß – in ihr Leben zu lassen. Und so sind sie ein Teil des Gaza Surf Club geworden. Sie treffen sich am Strand der Stadt und haben für einen kleinen Moment des Tages Spaß. Dann sind sie frei und fühlen sich fast schon wie andere Jugendliche, die einfach dem nachgehen, was ihnen am meisten Vergnügen bereitet. Bis wieder Schüsse fallen und der Strand gesperrt wird. Und der Freiheit eine Grenze aufgezeigt wird. In seinem Debütfilm begleitet Regisseur Philip Gnadt eine Gruppe Jugendlicher, die versucht, sich innerhalb der sehr schweren Lebensumstände ein Stück Normalität aufzubauen. Als Zuschauer spürt man, dass all die Leichtigkeit, die die Jungs bei ihren Unterhaltungen an den Tag legen, immer nur versuchen kann, über die stete Angst, die über der Stadt liegt, hinwegzutäuschen. Umso beeindruckender wirken die großartigen Surf-Aufnahmen, die Gnadt und sein Team einfangen können und die trotz allem eine große Schönheit und Unschuld offenbaren. Doch Gnadt wirft auch einen Blick auf andere Gruppen. Da ist zum Beispiel der Trainer der Jungs, der für das Surfen sein Leben geben würde. Und das junge Mädchen, das auch so gerne surfen würde. Doch ab einem gewissen Alter ist Mädchen in Gaza das Schwimmen im Meer verboten. Dass ihr Vater sie dennoch heimlich auf eine Tour mitnimmt und sie danach so glücklich lächelt wie selten zuvor, ist nur eine der vielen beeindruckenden Beobachtungen, die der Film macht, ohne sie groß auszustellen. GAZA SURF CLUB zeigt die Umstände und muss zu keinem umständlichen Kommentar greifen, um sie noch zusätzlich zu werten. Das überlässt der Film dem Zuschauer. Am Ende des Films begleiten wir Ibrahim nach Hawaii. Lange hat er auf ein Ausreisevisum gewartet, nun wartet die „freie Welt“. Er weiß, dass er seine Freunde, seine Familie und seine Heimat zurücklässt. Eine Heimat, die er schrecklich vermisst. Doch in der er nicht das tun kann, was er über alles liebt: die Wellen zu reiten. Ein kluger und reflektierter Dokumentarfilm, der den Mut junger Menschen zeigt, die sich mit dem Wunsch nach Normalität gegen die Macht des Terrors stellen. Und der eine Welt zeigt, die so viel komplexer ist als wir sie aus den Medien kennen.Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm |
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Regie: | Philip Gnadt |
Drehbuch: | Philip Gnadt; Mickey Yamine |
Kamera: | Niclas Reed Middleton |
Schnitt: | Helmar Jungmann; Mariene Assmann |
Musik: | Sary Hany |
Webseite: | gazasurfclub.com; |
Weblinks: | filmfriend.de; |
Länge: | 87 Minuten |
Kinostart: | 30.03.2017 |
VÖ-Datum: | 20.10.2017 |
Verleih: | Farbfilm Verleih |
Produktion: | Little Bridge Pictures |
FSK: | 0 |
Förderer: | MFG Baden-Württemberg; MBB; DFFF; KJDF |
DVD EAN-Nummer: | 4250128420983 |
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Jury-Begründung
Eine Gruppe junger Menschen in Gaza hat sich zu einem Surf Club zusammengeschlossen, um der Hoffnungslosigkeit des Alltags im besetzten Gazastreifen für Momente zu entkommen. Der Film porträtiert das Leben der palästinensischen Surfer, indem diese selbst zu Wort kommen und ihr Alltag in Gaza begleitet wird. Immer wieder kommt die Frage auf, ob der Surfsport mit den dortigen Gesetzen vereinbar ist. Konflikte sind an der Tagesordnung, die Hoffnung als Surfer nach Hawaii oder auch nur Ägypten zu reisen, scheitert meist schon am abgelehnten Visumsantrag.In einem Schlüsselmoment des Films bekommt einer der jungen Männer dennoch ein Visum nach Hawaii – hier ändert der Film für Momente seine dunkle Stimmung. Die farbige Welt Hawaiis wird der Tristesse des Kriegsgebietes gegenübergestellt.
In einer intensiven Langzeitbeobachtung, unterlegt mit dezenter kulturspezifischer Musik und teilweise sorgfältig ausgewählten Kameraperspektiven entwirft der Film das Bild einer Oase der Hoffnung innerhalb einer von der restlichen Welt isolierten Kampfzone. Der Strand ist von Müll bedeckt, die Ufer mit scharfkantigem Bauschutt gesäumt. Und doch sehen wir die Menschen hier Feste der Gemeinschaft feiern. Das Meer wird in dieser breitwandformatigen Dokumentation zu einem flüchtigen Symbol von Freiheit.
Ungeachtet seines relevanten Themas, das er aus origineller Perspektive angeht, erscheint der Film der Jury ein wenig zu lang angesichts seiner begrenzten Personage, über die man nicht immer viel erfährt. Und trotz des Themas erscheint er der Jury mitunter erstaunlich wenig kontrovers. Auch das Konzept wirkt nicht immer stringent, manche Themen werden nur angerissen. In jedem Fall aber überzeugt GAZA SURF CLUB durch seinen subtil politischen Blick auf ein im Grunde tragisches Geschehen.