Gabriel - Für immer Crow!

Filmplakat: Gabriel - Für immer Crow!

FBW-Pressetext

Der 12-jährige Gabriel lebt mit seiner Crow-Familie in einem Reservat für amerikanische Ureinwohner im US-Bundesstaat Montana zwischen popkultureller Zugehörigkeit und dem unbändigen Drang, die eigenen Familientraditionen am Leben zu erhalten. Denn auch die Bräuche der Crows mussten sich über die Jahre den Begebenheiten anpassen. So bewohnen die Familien inzwischen Häuser statt Tipis, der alljährliche Neujahrstanz wird in einer Sporthalle zelebriert und die Kinder verkörpern in ihren Freizeitspielen stammesfremde Ranger und Marshals. Doch trotz der Annährung an fremde Kulturgüter will Gabriel alles dafür tun, seiner Großmutter einen vielleicht letzten traditionellen Neujahrstanz zu bieten. André Hörmann und Katrin Milhahn gelingt in ihrem Kurzdokumentarfilm der subtile Kunstgriff, ihre Protagonist:innen die Präsenz der Kamera fast vollständig vergessen zu lassen. In emotionalen Großaufnahmen erzählt Gabriel so von den Erschütterungen, die seiner Familie wiederfahren sind, von der Liebe in der Familie und lädt die Zuschauenden sogar dazu ein, an einem Ritual einer Schwitzhütte teilhaben zu lassen. Ein berührend schnörkellos erzählter Kurzdokumentarfilm über die universellen Werte Familie und Traditionen, der den Crows und nachkommenden Generationen großen Respekt zollt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:André Hörmann; Katrin Milhahn
Drehbuch:Katrin Milhahn; André Hörmann
Kamera:Michael Hammon
Schnitt:Pia Hanke
Musik:Marian Lux
Länge:14 Minuten
Produktion: Studio TV Film Produktion GmbH

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der 14-minütige Dokumentarkurzfilm GABRIEL – FÜR IMMER CROW von André Hörmann und Katrin Milhahn hat die Jury in vielfacher Hinsicht überzeugt: Das beginnt mit der Wahl des 12-jährigen Protagonisten, auf den sich der Film klugerweise fokussiert. Den Filmemacher:innen ist es dabei gelungen, die Gefühls- und Lebenswelt des jungen Native American nachempfindbar und gut verständlich zu machen. Dabei wurde deutlich, wie überraschend nah Hörmann und Milhahn von der Familie des Jungen herangelassen wurden, ohne diese Nähe jemals auszubeuten. Das ermöglicht große Empathie des Zuschauenden mit der Geschichte, die auch die Probleme der Native Americans und das Unrecht, das ihnen angetan wurde, anspricht, ohne sie auszuwalzen. Denn das klar umrissene Thema bleibt die Weitergabe von Traditionen und Erhalt kultureller Identität in der Moderne: eine Verantwortung, die auf den Schultern des Sohnes eines Medizinmannes lastet, ihn aber gleichzeitig auch stolz macht. Ganz beiläufig illustriert das der Film auch, indem das Kinderzimmer Gabriels gefilmt ist – mit Traditionsgegenständen, aber eben auch moderner Kinder-Popkultur.

Ein schöner und rührender Aspekt ist dabei, dass Gabriel beim großen Neujahrstanz teilnimmt, den er für seine erblindende Großmutter übt, um sie noch einmal glücklich zu machen. Diese Vorbereitung auf das große Traditionsfest ist der Plot des Filmes, der konsequent durchgehalten wird. Am Ende steht dann auch das kurze, erwachte Lächeln der Großmutter beim Tanz ihres traditionell gekleideten und geschmückten Enkels – interessanterweise in einer gesichtslosen Mehrzweckhalle – das als berührendes Schlussbild eingefangen ist.

Dass der Film bei aller Nähe gleichzeitig aber die Privat- und Intimsphäre sensibel wahrt, ist eine besondere Stärke – exemplarisch gezeigt in der Schwitzhütte, an deren spirituellem Ritual man Teil hat, dann aber, als die Kamera beschlägt, der Film elegant das Sauna-Tipi wieder verlässt. Auch vermeidet der Film mühelos jeglichen kolonialen Blick. Elegant ist auch der Verzicht auf einen Off-Kommentar, abgesehen von der Stimme des Jungen selbst, ohne dass auch nur die geringste Informationslücke entsteht.

Dies alles macht GABRIEL – FÜR IMMER CROW zu einem gelungenen, geradezu exemplarischen reportagehaften Dokumentarfilm, der auch Kindern und Jugendlichen intelligent, vielschichtig und dennoch sehr gut nachvollziehbar Einblick in das Leben von Native Americans geben kann. Mit diesem Eindruck vergab die Jury einstimmig das Prädikat BESONDERS WERTVOLL.