Fuse
FBW-Pressetext
Eine Maus sitzt in der Falle. Ihr Schicksal scheint besiegelt, sie soll getötet werden. Doch auf welche Weise? Darüber sind sich die Männer der Stadt uneins. Und so diskutieren sie erst einmal und überbieten sich in ihren Gewaltfantasien. Bis dann etwas geschieht, womit nun wirklich keiner rechnen konnte. Konsequent erzählt Shadi Adib in ihrem siebenminütigen Kurzanimationsfilm aus der Perspektive der gefangenen Maus. So wird der Zuschauer zum Zellengenossen und die Angst der in der Falle sitzenden Kreatur wird fast körperlich spürbar gemacht. Die Gesichter und Körper der gewaltbereiten Männer wirken verzerrt, ähnlich wie ihre Stimmen. Auf diese Weise macht Adib die Perversion der Täter deutlich und setzt sie gleichzeitig in einen größeren gesellschaftlichen Kontext. Denn FUSE spielt in einer männerbeherrschten Umgebung, in der die kleine Maus keine Chance bekommt und Macht und Gewalt den Alltag bestimmen. Und genau dies ist auch heute noch in vielen Gesellschaften und Kulturen Realität. Am Ende von FUSE steht ein überraschender Knall. Und danach ein großes Nichts. Doch vielleicht auch die Chance auf einen Neuanfang. FUSE ist spannendes, radikales und hochaktuelles Kurzfilmkino. Beeindruckend.Filminfos
Gattung: | Animationsfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Shadi Adib |
Drehbuch: | Simon Thummet; Shadi Adib |
Buchvorlage: | Sadeq Chubak |
Schnitt: | Shadi Adib |
Musik: | Marius Kirsten; Veda Hille |
Länge: | 7 Minuten |
Verleih: | Filmakademie Baden-Württemberg |
Produktion: | Filmakademie Baden-Württemberg GmbH |
Förderer: | Filmakademie Baden-Württemberg |
Jury-Begründung
Die Nachwuchsregisseurin Shadi Adib drehte mit FUSE einen wilden, experimentellen Animationsfilm – dynamisch, wütend und originell. Eine gefangene Maus wartet auf ihre Hinrichtung, die zwischen verschiedenen Personen ausgehandelt wird, bis der Streit am Ende zur Vernichtung der ganzen Stadt führt.Konsequent erzählt der Film seine Geschichte in einer Plansequenz aus dem Point of View der Wahrnehmung der Maus. Dabei werden zeichnerisch unterschiedliche Kameraoptiken simuliert. Nur die Totale der zerstörten Welt am Ende ist ein Bruch dieser Kontinuität. Die virtuelle Kamera thematisiert so ihre eigene Medialität.
Die animalischen Charaktere hier sind als Abbild verschiedener Aspekte einer patriarchalen und inhumanen Gesellschaft zu verstehen. Diese erscheint als maskulin codierte, destruktive Gesellschaft, die ein feminisiertes Opfer durch Gewalt in der Sprache, Gewaltphantasien und schließlich physische Eskalation traktiert. Der Film kann daher als radikale feministisch motivierte Kritik an einer patriarchalen Gesellschaft verstanden werden, mit einem besonderen Augenmerk auf die fundamentalistische Ausrichtung derselben. Deren Ordnungsprinzipien tilgen sich in diesem Modell selbst. Der Film wird so zu einer universellen Metapher destruktiver sozialer Handlungsweisen.
FUSE ist beklemmend und ausweglos – eine engagierte Anklage gegen Willkürjustiz und Unterdrückung mit eigenständigen künstlerischen Mitteln.