From My Desert

Filmplakat: From My Desert

Kurzbeschreibung

Temperatur: 21 °C. Luftfeuchtigkeit: 55 %. Für Martin optimale Bedingungen, frisch und ansehnlich zu bleiben. Rosige Haut, Schlafzimmerblick, ein keckes Mützchen – so begegnet er dem jugendlichen Kunstinvestor im Depot eines anonymen Flughafens. Sein Meister, Lucas Cranach der Ältere, hat ihn vor knapp fünfhundert Jahren erschaffen. Jetzt hängt er einem paralysierten Anzugträger gegenüber, dem seine Präsenz ekstatische Gefühle bereitet. Sie sprechen über den Kunstmarkt. Und doch über so viel mehr.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Veneta Androva
Drehbuch:Veneta Androva
Musik:Nadia D’Aló; Benedikt Frey
Webseite:;
Länge:14 Minuten
Produktion: Veneta Androva
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Eine außergewöhnliche Geschichte in noch ausgefallenerer Form erzählt Veneta Androva in ihrem animierten Kurzfilm FROM MY DESERT, die in die geheime Welt superreicher Kunstsammler/Investoren und deren Verstecke für geraubte Bilder in Zollfreilagern vordringt. Dort sucht der Kunstsammler immer wieder das von ihm erworbene Porträt Martin Luthers von Lucas Cranach dem Älteren auf und gerät mit der Zeit in einen imaginierten (oder vielleicht doch nicht) Dialog mit dem Reformator, der immer bizarrere und schließlich unverhohlen sexuelle Formen annimmt.

Veneta Androvas experimenteller Kurzfilm erinnert stilistisch an frühe, aufs äußerste reduzierte Computeranimationen und erhält dadurch einen sterilen, distanzierten Look, der mit der kalten, beinahe wie eine künstlich erzeugte Erzählerinnenstimme korrespondiert, die nüchtern über die kalte Welt der Hochfinanz und deren Investments referiert. Mit der Zeit aber, wenn die Beziehung des Sammlers zu dem Objekt seiner Begierde immer seltsamere Züge annimmt, bekommt der Film deutlich sichtbare Brüche. Stil und Inhalt passen immer weniger zusammen, Metadiskussionen über Liebe, Besitz und Leidenschaft wechseln sich ab mit teils recht drastischen erotisch-sexuellen Geständnissen, die vor allem durch einen computeranimierten, jedoch niemals sichtbar erregten Penis, der aus der Hose des Investors hängt, illustriert werden. Durch die Monotonie der kargen Bilder empfand die Jury vor allem den zweiten, eher diskurslastigen Teil des Films als weniger gelungen.

Uneins war sich die Jury über die Kritik, die der Film zu formulieren versucht: Geht es dabei um eine Kritik an spätkapitalistischen Auswüchsen und die Ökonomisierung aller Lebensbereiche, die hier eben auch den Kunstmarkt umfasst? Oder will der Film das Psychogramm eines Getriebenen sein, eines Besessenen, der zu dem von ihm erworbenen Bild eine sexuell aufgeladene Beziehung entwickelt, die weit über jedes Maß der Objektliebe hinausgeht?

Ein Film, der viele Rätsel aufgibt und der von der Jury eher im musealen Kunst-Kontext als für ein breiteres Publikum angesiedelt wurde.