Filmplakat: Frida

FBW-Pressetext

Heute scheint es Frida ganz gut zu gehen, denkt sich die Krankenschwester, als sie kommt, um ihr Bett zu machen. Überhaupt glaubt sie mittlerweile ganz gut einschätzen zu können, wie es Frida geht. Kunststück, die beiden verbringen viel Zeit miteinander. Doch manchmal ist sich die Krankenschwester nicht sicher, was das ist zwischen Frida und ihr. Dieses langsame Spiel aus Annäherung und Distanz. Ist es ganz normal zwischen Patientin und Schwester? Ist es ein Beginn von Freundschaft? Ist es mehr als das? Oder ist es für all das nicht sowieso schon zu spät? In ihrem Kurzspielfilm erzählt Alexandra Odi?
von einer Beziehung zweier Menschen, die an einem Unort aufeinander treffen. Und doch gelingt es Odic, im Rahmen eines kalten, distanzierten Krankenhausszenario von emotionaler Nähe zu erzählen, von dem fragilen, zerbrechlichen Gefühl von Zuneigung, die keine Deutung braucht, sondern Zeit, um zu wachsen. Doch genau diese Zeit ist es, die den Figuren nicht bleibt. Als Besetzung für die Krankenschwester und Frida sind mit Vicky Krieps und Aenne Schwarz zwei hochkarätige Darstellerinnen gefunden worden, die genau wissen, wieviel ein einziges Lächeln, ein einzelnes Nicken aussagen kann, wenn man es mit darstellerischer Kraft füllt. FRIDA braucht kaum Worte und keine deutlichen Gesten, um eine hochemotionale, tief berührende Geschichte zu erzählen, die einen tief ins Herz trifft.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm; Fiction
Regie:Aleksandra Odić
Darsteller:Vicky Krieps; Aenne Schwarz; Geno Lechner; Horst-Günter Marx
Drehbuch:Aleksandra Odić
Kamera:Albrecht von Grünhagen
Schnitt:Andrea Schönherr
Musik:Micha Kaplan
Länge:22 Minuten
Verleih:DFFB
Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB)
Förderer:dffb

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ist eine Berührung noch Teil der professionellen Pflege oder schon eine distanzlose Zärtlichkeit? Von solchen Unschärfen erzählt Aleksandra Odi? in ihrem Kurzfilm FRIDA. Darin entwickelt sich eine Bindung zwischen einer jungen Krankenschwester und ihrer todkranken Patientin Frida. Das Verhältnis zwischen den beiden bleibt spröde, bei ihren kurzen Gesprächen sind die gleichaltrigen Frauen scheu und ungeschickt. Odi? zeigt die Intimität, die durch das Verhältnis zwischen Pflegerin und Patientin bedingt ist und sie erzählt diese Liebesgeschichte vor allem mit Nuancen wie Blicken oder einer Hand, die dann doch etwas länger auf dem Körper der anderen ruht. Dabei sind ihre Bilder bewusst stilisiert. Die Einstellungen wirken wie komponiert, durch sie entsteht eine Distanz, ohne die dieser Film leicht zu einem Rührstück hätte werden können. Die Inszenierung zeichnet eine kühle Sachlichkeit aus und Odi? verzichtet auf die gängigen Mittel, mit denen im Kino Sympathie oder Mitgefühl geweckt werden sollen. Eine Einstellung wie die von den Eltern im Zimmer der Kranken wirkt extrem künstlich und ist gerade aus diesem Grund so eindrucksvoll, denn sie lässt diesen Menschen ihren Raum, statt sich voyeuristisch an sie heranzuschleichen. Aber diese Verfremdung in der Inszenierung ist nur deshalb so wirkungsvoll, weil Vicky Krieps und Aenne Schwarz die beiden Protagonistinnen so intensiv und lebendig verkörpern. Mit diesem Widerspruch, man kann auch sagen mit dem Kälte- und Wärmestrom ihres Films, arbeitet Aleksandra Odi? virtuos, und für dieses kleine Kunstwerk vergibt die Jury das höchste Prädikat.