Freude, Katzenjammer Friede

Kinostart: 06.10.92
1991

Kurzbeschreibung

Am Beispiel eines Denkmalpflegebetriebes in Magdeburg, der privatisiert wurde und dessen Inhaber Bundestagsabgeordneter ist, wird demonstriert, mit welchen persönlichen und wirtschaftlichen Problemen die MItarbeiter zu kämpfen haben.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Detlef Gumm
Drehbuch:Detlef Gumm; Hans-Georg Ullrich
Kamera:Hans-Georg Ullrich
Schnitt:Klaus Biberthaler
Musik:Erik Satie
Länge:94 Minuten
Kinostart:06.10.1992
Verleih:Basis Filmverleih
Produktion: Känguruh-Film GmbH, Berlin
FSK:0

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Der alte Familienbetrieb wurde in DDR-Zeiten enteignet, der frühere Besitzer als VEB-Direktor behalten. Nach der Wende, der Betrieb ist reprivatisiert worden, entlässt der Chef, der abermals Chef bleibt und zusätzlich Bundestagsabgeordneter in Bonn geworden ist, ein Drittel seiner alten Belegschaft, weil die Marktwirtschaft zur Rationalisierung zwingt.

Die Arbeiter sagen: Hier hat sich nichts geändert. Ob unsere Firma dem Staat gehört oder einem Privatmann, ist uns egal. Vielleicht kriegt man jetzt ein bisschen mehr Geld. Aber der Betriebsrat und die Masse der Belegschaft nimmt es wortlos, fast apathisch hin, als sie die Nachricht von bevorstehenden Entlassungen erhalten. Zwei bezeichnende Szenen aus dieser Dokumentation, starke Szenen, weil sie umkommentiert für sich sprechen und es dem Betrachter, sich einen kritischen Reim darauf zu machen.

Nach einhelliger Auffassung des Bewertungsausschusses haben es die Filmmacher mit sensibler Kamera und einem Gespür für Schlüsselszenen aus der Umstrukturierung eines Magdeburger Betriebes verstanden, Detail-Beobachtungen zu einem gleichnishaften Dokument aus der deutschen Gegenwart zusammenzustellen. Ihr Bericht bemüht sich um Objektivität, wenngleich nicht zu übersehen ist, dass ihre Symphatie der Menschen gehört, die, zumeist aus Ahnungslosigkeit, als Opfer auf der Strecke bleiben. Die Verwendung alter Wochenschau- oder privater Schmalfilmbilder gibt der Dokumentation zusätzlich zeitgeschichtliche Tiefe. Der Film hätte an Eindringlichkeit gewonnen, wenn der Kommentar noch stärker zurückgenommen worden wäre.