Fredda Meyer

Kurzbeschreibung

Katharina ist der Klinikclown Fredda Meyer. Bei der Arbeit im Kinderkrankenhaus ist ihr Moritz, ein an Krebs erkrankter 12jähriger Junge, ans Herz gewachsen. Moritz wird bald sterben. Fredda bleibt und ist da für die Eltern, für Pfleger, Reinigungskraft und für Moritz. Sie macht Späße, wenn keiner mehr lachen kann. Sie weint Clownstränen, wenn alle erstarrt sind. Sie singt, wenn alle verstummen. Fredda bricht die Tabus und Konventionen unseres Umgangs mit dem Sterben.
Prädikat wertvoll

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Zwei Frauen begegnen sich in der Dusche eines Schwimmbads. Vor einiger Zeit haben sich ihre Wege schon einmal gekreuzt und die beiden Frauen in einem schwierigen Moment miteinander verbunden. Die eine ist Katharina, die als Klinikclown Fredda Meyer auf einer Kinderstation arbeitet. Die andere ist die Mutter des 12-jährigen Moritz, der an Krebs erkrankt ist und bald sterben wird. Seine Eltern sind verzweifelt, und Clownereien sind wirklich das letzte, was sie in dieser Situation für hilfreich erachten. Auch Moritz ist zunächst skeptisch, aber Fredda kommt immer wieder zu ihm und macht ihre Späße: mal robust, mal leise, und schließlich sprechen die beiden auch ganz offen über die Angst vor dem Sterben und die Sorge um die Zurückbleibenden. Das ist auch für Katharina nicht leicht zu verkraften, aber Moritz wächst ihr immer mehr ans Herz, und sie bleibt bis zum Schluss bei ihm.

Regisseurin Julia Roesler ist Mitbegründerin der Künstlerinnenkompagnie werkgruppe2, die es sich zum Ziel gesetzt hat, ausgehend von journalistischen Recherchen und Interviews gesellschaftlich heikle Probleme fiktional für Theater und Film aufzuarbeiten. Mit FREDDA MEYER zeigt sie die Arbeit der Klinikclowns, die über bloße Spaßmacherei weit hinausgeht. Bei den Begegnungen mit den unterschiedlichen Patientinnen und Patienten müssen die Clowns viel Empathie und Pädagogik mitbringen, um deren Ängste und negative Gefühle aufzunehmen und auch in den schwierigsten Situationen Unterstützung zu leisten. Sehr sensibel schildert der Film die allmähliche Annäherung von Moritz und Katharina, bis der Junge seine existentiellen Fragen und Nöte offenbaren kann. Es wird deutlich, dass der oder die Sterbende selbst den Weg bestimmt, eine außenstehende Person, die ihr Aufmerksamkeit zuteil werden lässt, aber eine ganz wichtige Funktion übernehmen und Entlastung schaffen kann. Sie kann gegenüber dem oder der Sterbenden eine ganz andere Rolle einnehmen als die Angehörigen oder das medizinisch-pflegerische Personal. Gerade Clowns sind durch ihre scheinbare Naivität, durch Improvisation und Grenzüberschreitung hierfür besonders geeignet und können durch „dumme“, unerwartete Fragestellungen und unkonventionelle Verhaltensweisen dazu beitragen, Blockierungen aufzubrechen und Ängste zu nehmen. Das gilt, wie der Film auch zeigt, nicht nur gegenüber den Kranken, sondern auch gegenüber Angehörigen und dem Klinikpersonal. Dabei spart der Film auch nicht aus, welch hohe emotionale Belastung damit einhergeht.

Das wird filmisch gut umgesetzt durch eine zurückhaltende Inszenierung und eine Kamera, die sich wie selbstverständlich durch die Klinikräume und Flure bewegt und dabei immer das richtige Verhältnis zwischen emotionaler Nähe und gebotener Distanz einhält. Vor allem aber lebt der Film von der großartigen schauspielerischen Leistung von Eva Löbau in der Rolle der Katherina. Sie überzeugt als Clown und als mitfühlende Person und hat wesentlichen Anteil daran, dass es dem Film gelingt, unsere Tabus und Konventionen im Umgang mit Sterbenden zu hinterfragen.