Freak of Nature

Filmplakat: Freak of Nature

FBW-Pressetext

Eingesperrt in einen Schaukasten im Zirkus hinter Gittern und zunächst begafft durch eine anonyme Masse fristet ein schüchterne Wesen sein Dasein. Verängstigt durch seine Erfahrung, wegen seiner Andersartigkeit zur Schau gestellt und verspottet zu werden, traut sich das Wesen gar nicht mehr hinaus und versteckt sich in einer Ecke seines Käfigs, der doch gar nicht mehr verschlossen ist. Die Einsamkeit ist zunächst ein Schatz. Doch dann macht das Wesen eine Entdeckung, die es dazu bringt, sich selbst und seine Ängste zu überwinden. Alexandra Lermer behandelt in ihrem detailverliebten Stop-Motion-Animationsfilm FREAK OF NATURE den Umgang mit Vorurteilen, der Angst vor dem Fremden und die Überwindung eben jener Angst im Namen der Freundschaft. Klug wird dabei auch hinterfragt, wer denn in der hier dargestellten Gesellschaft eigentlich der Freak ist. Die anonyme, sensationslustige Masse, das zurückgezogene Wesen oder gar der Ahornsamen, der aus einem Häufchen Erde zum Baum erwächst? Einer Auflösung entzieht sich der Film und hinterlässt stattdessen eine wunderschöne und unglaublich warmherzige Erzählung von Freundschaft, die alle Vorurteile und Hindernisse überwindet.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Fantasy; Kurzfilm
Regie:Alexandra Lermer
Drehbuch:Alexandra Lermer; Elisabeth Stein
Kamera:(Animation) Alexandra Lermer; Elisabeth Stein
Schnitt:Alexandra Lermer
Webseite:alexandralermer.de;
Länge:8 Minuten
Produktion: Alexandra Lermer, Technische Hochschule Nürnberg;
Förderer:TH Nürnberg

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Regisseurin Alexandra Lermer, die keine klassische Filmhochschule besucht hat, gelingt es mit FREAK OF NATURE, eine außergewöhnliche Freundschaft zwischen einem Monster und einem Baum zu erzählen. Der Baum, der aus einem Samen wächst, den das Monster in seinem Käfig pflanzt, wird zum zentralen Symbol einer liebevoll inszenierten Parabel über die Überwindung von Ängsten.
Die Stop-Motion-Animation besticht durch ihre Detailverliebtheit: Vom Charakterdesign des Monsters – etwa der Kerbe in seinem Ohr – bis zur Entsprechung dieser Kerbe im Samen, der zum Baum wird, ist jede Einstellung sorgfältig gestaltet. Ohne Dialoge, aber mit einer ansprechenden Musik- und Soundkulisse, gelingt es dem Film, eine allgemeingültige Botschaft zu vermitteln: Achtet auf euer Umfeld – aus jedem noch so kleinen Samen kann ein Baum werden, sei es im wörtlichen oder übertragenen Sinne.
Das Monster dient als positives Rollenbild: Trotz seiner Angst und seines Außenseitertums findet es durch die Freundschaft zum Baum Mut und eine neue Perspektive. Diese einprägsame Botschaft – Angst überwinden durch Freundschaft – bietet viel Identifikationspotential und eine positive Aussage, die besonders für Kinder zugänglich ist. Der liebevolle Umgang mit Gruselelementen unterstreicht die kindgerechte Ausrichtung des Films.
Unklar für die Jury bleibt jedoch, was mit dem Zirkus passiert ist, der zu Beginn des Films eingeführt wird. Dies lässt einige Fragen offen und führt dazu, dass der erzählerische Rahmen für die Jury nicht vollends geschlossen wirkt. Dennoch überwiegen die Stärken des Films in seiner emotionalen Tiefe, der künstlerischen Umsetzung und seiner universellen Aussage.
Die Jury vergibt an FREAK OF NATURE das höchste Prädikat „besonders wertvoll“.