Follower

Filmplakat: Follower

FBW-Pressetext

Clara muss Babysitten. Das ist langweilig. Also chattet sie mit ihrem Freund Patrick und fragt ihn, ob er rüberkommen möchte. Und während Patrick sich auf den Weg macht, postet Clara ein paar Fotos auf Instagram. Als ihr dort ein neuer Account folgt, freut sich Clara zunächst. Doch auf einmal werden im Netz Fotos von ihr grauenhaft entstellt und sie selbst bekommt Fotos geschickt – die sie im Haus sitzend zeigen. Und während Clara noch panisch überlegt, wer sie hier stalken könnte, klingelt plötzlich ihr Handy. Was dem Team um Regisseur Jonathan Benedict Behr mit FOLLOWER in nur zehn Minuten gelingt, ist ein spannender Thriller, der zudem seine Geschichte ausschließlich über den Smartphone-Screen erzählt. So liest der Zuschauer Claras Chatverlauf mit, sieht den neuen mysteriösen Follower auf Instagram und lauscht, wie Clara ihren Freund über Skype anruft. Der Film arbeitet geschickt mit seinen digitalen Kommunikationsmitteln und setzt sie auch auf der Tonebene gekonnt ein. Und durch das Einnehmen der durchgängig subjektiven Perspektive des Bildschirms ist man, zusammen mit Clara, in einem Alptraum gefangen, dessen Ende offen ist – und für die Protagonisten nichts Gutes verheißt. Ein origineller, spannender und stets überraschender Kurzfilm, der durch seine Stilmittel altbekannte Genre-Muster völlig neu bedient.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Jonathan Benedict Behr
Darsteller:Kristin Kumria; Leon Amadeus Singer
Drehbuch:Simon Schulz
Kamera:Bo-Christian Riedel-Petzold,
Schnitt:Bo-Christian Riedel-Petzold; Jonathan Benedict Behr
Länge:9 Minuten
Verleih:Filmakademie Baden-Württemberg
Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg GmbH
Förderer:Filmakademie Baden-Württemberg

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Nach der Weltpremiere auf der Berlinale 2018 und etlichen Festivaleinladungen erhielt der Regisseur Jonathan Benedict Behr von der Filmakademie Baden-Württemberg eine Nominierung für die Auszeichnung mit der Lola für den besten deutschen Kurzfilm des Jahrgangs.
Im Zentrum seines künstlerisch innovativen Thrillers steht Clara. Sie jobbt an diesem Abend als Babysitterin bei einer wohlhabenden Familie, deren Einfamilienhaus zahlreiche bodentiefe Fenster hat. Sie kann den Garten sehen, aber auch gesehen werden.
Nachdem die Kinder im Bett sind, macht sie ein Foto von sich im Wohnzimmer, das sie via WhatsApp an ihren Freund Patrick schickt. Als sie ein weiteres Bild auf Instagram postet, hat sie einen neuen Follower mit dem Namen „ny4rl47ho73p“. Die Bekanntschaft wird bald zu einem Alptraum, den Clara auch nicht mit dem Blocken-Button in den Griff kriegt.
Hinter dem Pseudonym verbirgt sich ein Stalker, der Clara vom Garten her filmt. Sie hat Angst. Und nun beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, dem der Zuschauer nur über die Nachrichten auf Claras Handy folgt. Patrick ist auf dem Weg zu ihr, sehnsüchtig wird er von der verunsicherten Clara erwartet. Aber auch der geheimnisvolle Fremde scheint ins Haus einzudringen.
Das trügerische Gefühl von Sicherheit in der digitalen Welt wird in dem modernen Thriller verkehrt, hier wird das ständige Posten von Bildern in den sozialen Netzwerken zur Bedrohung, der Alltag zum Horror. Diese Kritik an möglichen Folgen der ständigen Präsentation von Details im Leben aus dem Leben der User fließt beiläufig in die Handlung ein.
Die Sprache der Figuren als auch die Gestaltung knüpfen an die Lebenswelt der Hauptnutzergruppe an. Das Smartphone wird zentrales, stilbildendes Handlungselement, die Nachrichten treiben die Geschichte voran. Zugleich ist der Film auch auf dem Handy gefilmt, was in diesem Fall wirklich Sinn ergibt und mehr als eine technische Spielerei ist. Doch auch das filmische Handwerk beherrscht der Regisseur. Er baut die Spannung geschickt auf und spannt einen überzeugenden dramaturgischen Bogen.