Flucht nach vorne

Kurzbeschreibung

Alltagserlebnisse, Verhalten und Beziehungen zwischen einer Studentin und einer Kfz-Mechanikerin, die sich zufällig begegnen und eine Urlaubsfahrt mit dem Motorrad teilweise gemeinsam unternehmen.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Spielfilm
Regie:Heidi Genee
Darsteller:Nina Hoger; Magdalena Ritter; Rainer Goernemann; Kelle Riedl
Drehbuch:Heidi Genee; G. Zick; R. Busch; H. Krauss
Kamera:Bernd Heinl
Schnitt:Helga Beyer; Barbara Bittmann
Musik:The Cure
Länge:79 Minuten
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Erzählt wird die Geschichte zweier junger Frauen, die sich bei einer Motorradfahrt in den Süden zufällig treffen und dann gemeinsam weiterreisen. Unterschiedliches Alter und Herkommen, unterschiedliche Lebensformen und Zielvorstellungen prallen aufeinander und motivieren Erstaunen übereinander, handfeste Konflikte, Trennungen und neue Versuche, miteinander auszukommen, um die wechselnden Herausforderungen der Reise gemeinsam zu bestehen. Letztlich geht diese versuchte Verbindung endgültig in die Brüche: zwei Menschen, zwei Welten. Die dünne Decke der Kameraderie trägt die Belastungen nicht. Diese Erfahrungen machen viele junge (nur junge?) Menschen. Vom thematischen Ansatz her ist die Geschichte übertragbar und gewinnt paradigmatische Bedeutung.

Überzeugend ist das Doppelporträt der beiden jungen Frauen gelungen, genau in Atmosphäre, Motivierung und Verhalten, sehr typisch auch im Sprachgestus („Underdogs“ gegen „Etablierte“). Wohltuend zurückhaltend, ungeschwätzig, auf das Wesentliche beschränkt sind überhaupt die Dialoge. Auf weite Strecken vermittelt der Film sein Thema – die konfliktreiche Ambivalenz des Verhaltens – nur durch Bilder. Die Kameraarbeit ist professionell, wenn auch im ganzen etwas konventionell. Zu lang geraten sind oft die wiederholten Fahrten; sie gliedern jedoch die Abenteuerreise und werden durch wechselnde Landschaftseindrücke, Begegnungen und Er-„fahrungen“ variiert.

Wohltuend ist der gedämpfte Grundton, der in Farbe, Spiel und Situationen vorherrscht: Bewusster Verzicht auf effektvolle Gags. Die Aufmerksamkeit bleibt so auf die Geschichte, die wechselnden Stimmungen und auf die Reaktionsweisen der beiden Frauen konzentriert, die von Nina Hoger und Magdalena Ritter bemerkenswert dargestellt werden. Die Nebenrollen sind in der Besetzung typengerecht, im Spiel unaufdringlich. Der Film vermeidet Klischees, ist auch bei Dramaturgie und Montage auf gutem, professionellem Niveau, und überzeugt durch die Übereinstimmung von Anspruch, Thematik und angewandten gestalterischen Mitteln.