Flow
Kinostart: 06.03.25
2024
FBW-Pressetext
In „FLOW“ flüchtet sich eine Katze nach einem weltuntergangsähnlichen Unwetter zusammen mit anderen Tieren auf ein Boot und begibt sich auf die Suche nach einer neuen Heimat. Ganz ohne menschliche Dialoge erzählt dieser außergewöhnliche Animationsfilm eine mitreißende Geschichte von Freundschaft und der Kraft des respektvollen Miteinanders. Ein wahrer Schatz von einem Film!Ein gewaltiges Donnern, fliehende Tiere und überall reißende Sturmfluten: Die kleine Katze weiß überhaupt nicht, was gerade um sie herum geschieht. Und so sucht sie Schutz in einem leerstehenden Haus, welches bisher ihr Zuhause war. Doch auch dies wird von den Fluten umspült. Der einzige Ausweg ist ein Boot, auf das sich die Katze zusammen mit einigen wenigen Tieren retten kann. Auf der Suche nach einer neuen Heimat muss sich die Zwangsgemeinschaft nun miteinander arrangieren, wenn sie überleben will.
Mit dem außergewöhnlichen Animationsfilm FLOW erzählt Regisseur Gints Zilbalodis eine Fabel über Freundschaft und das Überleben einer Gemeinschaft, die lernen muss, Rücksicht zu nehmen und den jeweils anderen mit all seinen Eigenarten zu respektieren. Zilbalodis verortet FLOW in einer Fantasiewelt, in der der Mensch keine Rolle (mehr) spielt und in der die Tiere auf das zurückgeworfen werden, was ihnen eigen ist: der Instinkt. Als ungewöhnliche Heldin fungiert eine Katze, die so bezaubernd unschuldig ist, dass sie jedes Zuschauerherz zum Schmelzen bringen wird. Auch die anderen tierischen Figuren sind liebevoll detailliert dargestellt. Ob der treu ergebene Golden Retriever, der majestätische Sekretärsvogel oder das eher pragmatisch agierende Wasserschwein – sie alle stehen für ganz ‚menschliche‘ Eigenschaften, werden aber nie vermenschlicht und agieren als Tiere. Dass der Film in 85 Minuten Lauflänge keinen Dialog benötigt, liegt nicht nur an der sehr genauen und naturgetreuen Zeichnung der Figuren, die man ohne jede Erklärung versteht, sondern auch an dem ganz eigenen Zauber, den die von Zilbalodis erdachte Welt ausstrahlt. Die Landschaften erscheinen fast fotorealistisch, doch immer wieder erlaubt sich der Film kleine magische Momente, wenn die Farben fast zu explodieren scheinen, die Perspektive der Tiere eingenommen wird und man zwischen Traum und realer Welt nicht mehr zu unterscheiden wagt. Unterstützt wird diese Stimmung auch von dem atmosphärischen Score von Rihards Za?upe. Der Film hält seine erzählerische Spannung bis zum Schluss, ist komplex und doch universell zugänglich. Ein außergewöhnlich originelles Meisterwerk der Animation (ausgezeichnet mit dem Europäischen Filmpreis und dem Golden Globe) und ein Film, der sein Publikum quer über alle Altersstufen hinweg begeistern kann.
Filminfos
Gattung: | Animationsfilm; Abenteuerfilm; Familienfilm |
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Regie: | Gints Zilbalodis |
Drehbuch: | Gints Zilbalodis; Matiss Kaza |
Kamera: | Gints Zilbalodis |
Schnitt: | Gints Zilbalodis |
Musik: | Rihards Zaļupe |
Webseite: | mfa-film.de; |
Länge: | 85 Minuten |
Kinostart: | 06.03.2025 |
Verleih: | MFA |
Produktion: | Arte France Cinéma, Dream Well Studio; Sacrebleu Productions; Take Five; |
FSK: | 6 |
Jury-Begründung
Der Animationsfilm FLOW von Gints Zilbalodis ist ein beeindruckendes Werk, das mit seiner visuellen und erzählerischen Kraft einen universellen Appell für Gemeinschaft und Zusammenhalt richtet. Über 85 Minuten entfaltet sich ohne ein gesprochenes Wort eine fesselnde Fabel, die nicht nur durch ihre eindrucksvolle Animation und ihr starkes Sounddesign überzeugt, sondern auch durch ihre tiefgreifenden Themen von Umweltzerstörung, Vergänglichkeit und zwischenmenschlichen Beziehungen.Die Handlung beginnt mit einer katastrophalen Flut, die die Heimat der Hauptfigur – einer Katze – zerstört. Als Einzelgänger wider Willen sucht sie Zuflucht auf einem Boot, das von verschiedenen Tieren bewohnt wird. Diese Tiere, deren Verhalten menschliche Charakterzüge widerspiegelen, müssen lernen, ihre Unterschiede zu überwinden und als Gemeinschaft zu agieren. Dabei navigieren sie durch mystische, überflutete Landschaften, die die Überreste einer lange vergangenen menschlichen Zivilisation offenbaren – Kunstwerke, Ruinen und Alltagsgegenstände. Diese Relikte schaffen eine melancholische Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart und verstärken die Themen von Vergänglichkeit und Überleben.
FLOW nutzt die Mittel eines mit einer Games-Engine hergestellten Animationsfilms auf meisterhafte Weise. Die bewusst abstrahierten Figuren stehen in starkem Kontrast zu den fotorealistischen Hintergründen, was eine Balance zwischen emotionaler Identifikation und kritischer Distanz ermöglicht. Diese Kontraste unterstreichen die narrative Tiefe und verhindern, dass das Publikum vollkommen in die künstliche Welt eintaucht, wodurch ein reflektiertes Seherlebnis gefördert wird. Gleichzeitig bietet der Film zahlreiche visuelle Details, die auch beim wiederholten Ansehen neue Aspekte offenbaren – etwa das Boot, das zu Beginn bereits in den Bäumen hängt, oder die subtilen Veränderungen in den Landschaften.
Die musikalische Gestaltung mit einem elektronischen Score betont die fantasievollen Elemente des Films und verstärkt die emotionale Wirkung der Geschichte. Die Kombination von Ton- und Bildebene schafft ein immersives Erlebnis, das die Zuschauer:innen auf eine meditative Reise mitnimmt. Die bewusste Entscheidung für diese ästhetische Herangehensweise macht FLOW zu einer formal wie inhaltlich beeindruckenden Perle der europäischen Filmkunst.
Die Erkundung grundlegender Konflikte wie Neid, Freundschaft und das Recht des Stärkeren verleiht dem Film eine politische Dimension, die sowohl Kinder als auch Erwachsene anspricht. FLOW gelingt das Kunststück, niemanden zu bevormunden oder auszuschließen, wodurch der Film für alle Zielgruppen geeignet ist. Die biblischen Anspielungen, wie die Parallelen zur Arche Noah, sowie der Bezug auf aktuelle Themen wie den Klimawandel und die Folgen von Staudamm-Projekten verleihen dem Werk eine zeitlose und zugleich hochaktuelle Relevanz.
Besonders hervorzuheben ist die Entscheidung, auch weniger bekannte Tierarten einzusetzen, was die Konventionen klassischer Tierfabeln bricht und die universelle Botschaft des Films unterstreicht. Die Katze als Hauptfigur ist nicht nur ein sympathischer Protagonist, sondern auch eine kraftvolle Metapher für den Einzelnen in einer globalisierten Welt: Wir müssen lernen, zusammenzuarbeiten, um Herausforderungen zu überwinden und eine (gemeinsame) Zukunft zu gestalten.
Mit FLOW setzt Gints Zilbalodis einen neuen Maßstab für das lettische Kino und das Animationsgenre insgesamt. Die Weltpremiere in Cannes und der Gewinn beim Europäischen Filmpreis unterstreichen die internationale Strahlkraft des Films. FLOW ist ein seltenes Juwel, das sowohl durch seine technische Perfektion als auch durch seine tiefgehenden Themen besticht und einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Die Jury zeichnet FLOW einstimmig mit dem Prädikat "besonders wertvoll“ aus.