Festung Europa
Kurzbeschreibung
Wohlstandsbürger im Swimmingpool...Filminfos
Gattung: | Animationsfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Markus Wende |
Drehbuch: | Markus Wende |
Länge: | 7 Minuten |
Verleih: | Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf |
Produktion: | Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" Potsdam-Babelsberg |
Jury-Begründung
Grob gemalt und bewusst unsauber animiert, ist dieser künstlerisch durchgefeilte und ausdrucksstarke Zeichentrickfilm eine Provokation. Man spürt die Wut des Filmemachers auf die satten europäischen Wohlstandsbürger, die er als vier exemplarische Typen in einem Swimmingpool zeigt, in dem sie es sich bei Reisebüro-Musik wohl gehen lassen, während die hungernden Massen aus den Ländern der Dritten Welt sich auf den von Sicherheitskräften bewachten Pool zubewegen. Die europäische Poolgesellschaft ist nicht viel mehr als Typen. Die "Fremden", die immer mehr auf den Pool zurücken, sind gesichtslos. Die Söldner, die den "Reichen" Schutz geben, sind anonym und wie die muskelstarrenden Verlängerungen ihrer Waffen.Da die Inspiration zu diesem farbenprächtigen Film ein Ölgemälde ist, hat der Filmemacher konsequent einen Animationsstil gewählt, der immer wie mit breitem Strich gemalt wirkt: Mut zur Farbe, Mut zur Grobheit. Und obwohl der Film wie ein Aufschrei wirkt und als solcher bewusst „primitiv“ gehalten ist, kann man darin doch solche subtilen Andeutungen wie das Zitat eines Goya-Gemäldes finden - in der Szene, in der die Sicherheitskräfte ein Massaker unter den Belagerern anrichten.
Auch die Sequenz, in der das Poolwasser sich mit Blut färbt, mag zwar plakativ sein, ist aber gerade deshalb extrem wirkungsvoll. Die FBW-Jury war sehr davon beeindruckt, dass dieser 1995 entstandene Kurzfilm selbst zehn Jahre später nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat, ja im Grunde noch zutreffender als damals die herrschenden Zustände auf einen künstlerisch radikal verdichteten Punkt bringt.