Feste & Freunde - Ein Hoch auf uns!
FBW-Pressetext
Der Ensemblefilm begleitet eine eingeschworene Freundesgruppe, die im Laufe der Jahre bei allen möglichen Feiern und in den verschiedensten Konstellationen aufeinander trifft. Eine charmant-romantische und zutiefst warmherzige Tragikomödie, die einfach nur glücklich macht.Ellen ist bis über beide Ohren verliebt. In Sebastian. Der jedoch ist verheiratet mit Eva. Ellen weiß das, schließlich sind alle Drei seit Ewigkeiten Teil einer verschworenen Clique. Und innerhalb einer Clique wird nicht „fremdgeliebt“! Das sagt auch Natalie immer wieder, die Ellens sehr gute Freundin ist und mit ihrer Lebensgefährtin Maya gerade eine Familie plant. Eine Familie hat Mareike schon längst. Doch aus der Partnerschaft ist die Luft raus, wohingegen Mareikes Bruder Rolf auf einer Silvesterparty mit Dina gerade auf die Frau trifft, auf die er sein ganzes Leben lang gewartet hat. Die Jahre und Feste vergehen. Bis eines Tages ein Schicksalsschlag aufzeigt, dass das Leben kurz ist. Und dass gute Freunde vor allem in dein Leben kommen, um zu bleiben. Im Idealfall für immer.
Mit FESTE & FREUNDE erschaffen Regisseur David Dietl und die Drehbuchautorin Elena Senft nach einer dänischen Vorlage einen klugen Ensemblefilm, der das Publikum einlädt, für 107 Minuten ein Teil dieser eingeschworenen Freundesgruppe zu sein. Die Beziehungen der Freunde untereinander werden anhand von Festen und Feiern über einen Zeitraum von mehreren Jahren erzählt. Dass hier der rote Faden nie verloren geht und man immer gespannter ist, wie sich die Figuren weiterentwickeln, liegt an dem cleveren Drehbuch von Senft, die immer wieder neue Ideen und Plot-Twists entwickelt und an dem sehr guten Rhythmus der Montage. An einem stimmungsvollen Score, den großartigen Settings und der kongenialen Kamera und Lichtstimmung. Und natürlich an dem hervorragenden Ensemble an Darstellenden, die ihre Rollen annehmen wie eine zweite Haut. Ob Laura Tonke als Ellen, die nicht aufhören kann, an die große Liebe zu glauben, Henning Flüsloh als unfreiwillig perfekter und dafür umso charmant agierender möglicher love interest, Jasmin Shakeri als Natalie, die nie um einen Spruch verlegen ist, aber das Herz am rechten Fleck hat, Annette Frier als Mareike, die ihren Ehefrust in Organisationswut umkehrt, dazu Nicholas Ofczarek, Henning Flüsloh, Trystan Pütter, Ronald Zehrfeld, Pegah Ferydoni, Katya Fellin und Antje Traue. Jede einzelne Figur ist lebensecht und ambivalent gezeichnet und gespielt, jede Figur erhält den Raum für eine Entwicklung, für Fehler, für Lektionen, für Freude und für Leid. Das dabei unvermeidliche zwischenmenschliche Drama wird auch mit Mut für das Lapidare, für das Beiläufige erzählt, inklusive einer mittlerweile schon wieder nostalgisch anmutenden Reise zurück in die Corona-Jahre, die noch einmal verdeutlichen, worum es in Freundschaften geht: Um das Miteinander, das Umarmen, das Lieben, das Streiten, das Versöhnen, das Feiern. Es geht um gemeinsames Lachen. Und gemeinsames Weinen. FESTE & FREUNDE ist ein Film, dem beides spielerisch leicht gelingt. Weil er so warmherzig nah am Leben ist, dass man auch nach Ende des Films diese Freunde gerne weiter um sich haben möchte.
Filminfos
Gattung: | Drama; Romantikkomödie |
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Regie: | David Dietl |
Darsteller: | Laura Tonke; Jasmin Shakeri; Annette Frier; Nicholas Ofczarek; Henning Flüsloh; Trystan Pütter; Ronald Zehrfeld; Katia Fellin; Pegah Ferydoni; Antje Traue; Marlene Tanczik |
Drehbuch: | Elena Senft |
Kamera: | Holly Fink |
Schnitt: | Simon Gstöttmayr |
Musik: | Charlotte Goltermann; Sandra Molzahn |
Webseite: | leoninestudios.com; |
Länge: | 107 Minuten |
Kinostart: | 02.01.2025 |
Verleih: | Leonine |
Produktion: | Wiedemann & Berg Filmproduktion GmbH & Co. KG |
Förderer: | FFA; DFFF; Film- und Medienstiftung NRW |
Jury-Begründung
Schon das erste Bild, eine Klammer-Einstellung an der Nordsee, macht klar: Dieser Film ist „a good cry“, wie man auf Englisch sagen würde. Beschrieben wird damit diese besondere Qualität eines Filmes, das Publikum mit seinen Figuren mitfühlen zu lassen, deren Höhen und Tiefen voll emphatisch mitzuerleben und ein paar erlösende Tränen im dunklen Raum des Kinos zu verdrücken, um dann wieder in das eigene Leben zurückzukehren – idealerweise gestärkt und beglückt.FESTE & FREUNDE nimmt uns für knapp zwei Stunden mit in die Freund:innengruppe um Ellen (Laura Tonke), eine Krankenschwester mit Beziehungsstatus „kompliziert“, in einer durch das Leben zusammengewürfelten Truppe von Paaren und Einzelpersonen. Mit und ohne Kindern, in verschiedenen Stadien ihrer Beziehungen. Alle sind zwischen 40 und 50 Jahre alt und am Ende einer ausgedehnten Jugend. Es geht um die großen Entscheidungen rund um Verbindlichkeiten in Beziehungen: Kinder ja oder nein? Feste Partnerschaft oder schneller Flirt? Verlasse ich meine Frau? Mache ich zu wenig oder zu viel?
Entlang von verschiedenen Feierlichkeiten entspinnen sich episodisch die Geschichten der Freund:innen und Liebenden über gut drei Jahre. Darunter auch die Zeit der Corona-Pandemie, jedoch nicht als hauptdramatischer Konflikt, sondern eher als Katalysator für bestimmte Entscheidungen und Ereignisse. Obwohl nur Ausschnitte des Lebens gezeigt werden, entsteht nie der Eindruck, dass Figuren zu kurz kommen würden. Mal tritt eine Episode in den Vordergrund, aber mit viel Liebe zum Detail und Einfallsreichtum in den Szenen hat man aus dem Augenwinkel immer das große Ganze im Blick.
Dieser große Ensemblefilm mit prominenter Besetzung (u.a. Roland Zehrfeld, Annette Frier, Trystan Pütter, Jasmin Shakeri) basiert auf dem dänischen Vorbild „Lang Historie Kort“ (2015) und setzt damit die Tradition fort, wie schon bei DAS PERFEKTE GEHEIMNIS und DER VORNAME, europäische Erfolgsfilme für das eigene Territorium zu adaptieren. Dies geschieht im Fall von FESTE & FREUNDE so handwerklich perfekt, so voller Witz und Leidenschaft für die Figuren, dass nie der Eindruck entsteht, man würde einer generischen Story folgen.
Und trotzdem – oder gerade deshalb? – bestehen reichlich Anknüpfungspunkte an das Freund:innen- und Familienleben und den eigenen Resonanzraum, die einen laut auflachen und dann wieder aufschluchzen lassen. Das Leben ist eben kompliziert, vor allem, wenn man wie Ellen auf der Suche nach der Liebe ist, aber keine Expertin darin, sie zu finden. Die Nebenfiguren spiegeln dabei verschiedene Aspekte von Ellens Reise zu sich selbst und der Liebe. Besonders erwähnt sei Roland Zehrfeld als charmanter, aber in seinen Entscheidungen indifferenter Möchtegern-Autor Sebastian. Eine betont „schwache Rolle“ für den Schauspieler, der schon mit seiner körperlichen Präsenz den Raum des Bildes ausfüllt. Weitere Aspekte von Diversität fließen ganz selbstverständlich in die Besetzung und Geschichten mit ein, bereichern das Kaleidoskop an Perspektiven und Emotionen.
Die Dialoge in der Regie von David Dietl sind auf den Punkt, die Kamera mittendrin, wenn die Gruppe in opulenten Runden zusammenkommt. Die Feste sind so individuell gestaltet, dass man nie durcheinander kommt. Alle haben ein klares Setdesign, Musik- und Lichtstimmung – der Produktionsaufwand ist der erzählerischen Qualität nur angemessen, die Spielfreude des Ensembles offensichtlich.
Bis zum Ende gibt es Überraschungen in der Geschichte und originelle Einfälle, die die Handlung in Bewegung halten. Auch wenn man natürlich hofft und bangt, dass es gut ausgeht. Nicht nur für Ellen, die fraglos das Herz der Freund:innengruppe und Zentrum des Filmes ist. Das handwerklich hohe Niveau ist zu spüren, wenn man auch bei den tragischen Passagen, die der Film klug als Gegenstücke oder als Verstärker zur Romanze einsetzt, immer einen Silberstreif am Horizont sieht. Und so geht man aus diesem Film, der ein ganz breites Publikum ansprechen kann, mit ein bisschen verquollenen Augen, aber gestärkt und beglückt.
Die Jury vergibt an diesen wunderbaren Film einstimmig das Prädikat „besonders wertvoll“.