Filmplakat: Fest

FBW-Pressetext

Wirklich nichts in dieser Umgebung wirkt so, als könne man feiern und Party machen. Und doch bewegt sich alles und jeder. Die Menschen, die es draußen in den Betonpalästen nicht mehr aushalten, die Tiere, die einfach nur an die frische Luft wollen. Sogar der kleine Imbisswagen vor dem Haus bewegt sich unaufhörlich. Dazu ein hämmernder, basslastiger Sound, vor dem man nicht fliehen kann. Höchstens aufs Dach, wo sie sich versammeln, um zu trinken, rauchen und Spaß zu haben. Bis einer den Sprung in die Tiefe wagt und durch die Häuserfluchten stürzt. Doch keine Sorge: Das gehört alles zum Fest. In seinen Animationsfilmen vereint der Filmemacher und Künstler Nikita Diakur die Kunst der digitalen Animation mit Computersimulationen. Auch in seinem dreiminütigen Film FEST lässt Diakur beide Formen aufeinandertreffen – und was entsteht, ist ein unkontrolliertes, doch sehr genau inszeniertes Feuerwerk an Eindrücken. Die konsequente subjektive Kamera, die an Let’sPlay-Videos auf YouTube erinnert, lässt den Zuschauer in diese Welt eintauchen, die durch den Einsatz von Licht und Farbe fast schon Endzeitstimmung verbreitet. Auch die Figuren, an deren Fuß sich Koordinaten befinden, wirken unnatürlich und doch in ihrer Gestaltung sehr genau beobachtet und in der Wirklichkeit verortet. FEST ist originelle Animationskunst vom Feinsten.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Nikita Diakur
Drehbuch:Nikita Diakur
Kamera:Nikita Diakur
Schnitt:Nikita Diakur
Musik:David Kamp
Länge:2 Minuten
Verleih:Kurzfilm Agentur Hamburg
Produktion: Nikita Diakur

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.

Ein spontaner Rave in einer Hochhaussiedlung, ein Eiswagen, Feiernde, die sich zu Extremen hochschaukeln, schließlich ein irrer Stunt – und all das gefilmt von allgegenwärtigen Kameras. In gerade einmal drei Minuten Spiellänge gelingt es Nikita Diakur eindrucksvoll, ein vielschichtiges Bild eines Milieus zu zeichnen und dabei zahlreiche Bezüge zu unserer digitalen Gesellschaft aufzuzeigen. Das eigenwillige visuelle Konzept hilft dabei auf absolut stimmige Weise, eine Welt zu konstituieren, deren Realität nicht nur vom Digitalen bestimmt wird, sondern zunehmend selbst digital zu werden droht. Vom Computer in 3D hochgerechnete und damit wie aufgepumpt wirkende zweidimensionale Bilder wurden nicht geglättet, sondern erstrahlen in ihrer Rohheit und verweisen ebenso auf die Beschaffenheit der Welt wie die animierten Puppen, die marionettenähnlich das künstlerische Verfahren ergänzen. Scheinbar frei und doch wie getrieben, unternehmen die Figuren in einer chaotisch und dann wieder konstruiert wirkenden Welt alles, um den Kameras zu gefallen. Dabei zeigt sich auch die Welt selbst als unperfekt, immer wieder scheinen Raster und Vektoren durch und verweisen auf ihre Prozesshaftigkeit. Ein herausragender Sound schließlich rundet den Dreiminüter ab, dessen gelungenes Maß an Offenheit viel Raum für Diskussionen und Interpretationen lässt.