Felix

1987

Kurzbeschreibung

Ein von sich selbst überzeugter, sympatischer junger Mann wird von seiner Lebensgefährtin verlassen und "rächt" sich, indem er nach Sylt und Haburg reist- auf der (vergeblichen) Suche nach amourösen Abenteuern.
Prädikat besonders wertvoll

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Vier deutsche Regisseurinnen gestalten vier Episoden eines Films, die nicht als in sich geschlossene Vorfälle, sondern als Stationen eines Erfahrungs- und Lernprozesses dargeboten werden. So sind die einzelnen Sequenzen vom gleichen, gemeinsam gefundenen und verwirklichten Stil geprägt und sind dennoch – im monologischen Ein-Personen-Teil des ersten, im dialogischen Zwei-Personen-Tête-à-Tête des zweiten, in der sprachlich kargen Dreier-Beziehung des dritten und im großen Ensemble-Zusammenspiel des vierten Aktes- höchst kunstvoll aufeinander bezogen.

Darüber hinaus ist vor allem die Interpretation und Kommentierung des Geschehens durch die Musik zu beachten, die Gluck und Elvis Presley, Beethoven und Freddy Quinn, aber auch den Hauptdarsteller Ulrich Tukur als Textdichter, Arrangeur und Sänger mit gutem Beispielen ihrer Kunst zu Gehör bringt; daneben wird ernsthaft-ironisch als Motto „Tristan und Isolde“ (aus immerhin dem Jahre 1215), aber auch Heinrich Heine (nun schon aus dem Jahre 1843) zitiert.

Es geht in diesem ernsthaften Lustspiel um existentielle Fragen, also um die Beziehung und die Sexualität zwischen den Geschlechtern (und nicht nur zwischen ihnen!), um die persönlicheren Erfahrungen und Entwicklungen von Menschen, um ihre Freiheiten und um ihre Freiheit. Das alles wird sehr leicht und locker inszeniert, mit einem hervorragenden Hauptdarsteller, einer überzeugenden Eva Matthes, vielen anderen Frauen, die nicht nur sich, sondern vor allem ihr Handeln sehen und ihre Ansichten hören lassen können, und dazu noch eine Reihe von Männern, die geschickt ihren kleinen Part ins Spiel bringen.

Und wenn auch dem von seiner Freundin verlassen und nun (endlich frei!) nach amourösen Abenteuern suchenden Helden die Bildmetaphern, das Bildungsgut (schließlich vergleicht er sich und seine Freundin mit der Beziehung zwischen Sartre und Simone de Beauvoir!), das Liebes-Lied und die sehnsüchtig gesuchte- Lust noch so sehr den Kopf, dem Alltag und die Pläne verwirren: am Ende ist er (und nicht nur er!) um viele Erfahrungen reicher, als Traudl (seine oder unsere unsichtbar bleibende Traumfrau?) wieder zu ihm zurückkehrt.

Ein komödiantisches Lehrstück also, gekonnt und wirkungsvoll inszeniert!