Filmplakat: Feferle

FBW-Pressetext

Mitten in der Nacht wird sie wach, weil sie spürt, dass etwas nicht stimmt. Dann erhält sie die Nachricht, dass ihr Vater nicht mehr lebt. Und nun ist alles, was noch von ihm da ist, eine viel zu vollgestellte Wohnung, in der sich unzählige Dinge übereinander stapeln, in der man sich nicht umdrehen kann und in der nicht zu unterscheiden ist, was Müll und was wichtig ist. Doch es hilft ja nichts. Sie muss in die Wohnung und aufräumen. Und während sie die Erinnerungen ihres Vaters verpackt und aussortiert, beginnt sie eine Reise Zurück in ihre Kindheit und zurück zu den Wurzeln der Familie. Der Kurzanimationsfilm FEFERLE ist eine animierte Kurzfilmkollage in der Regie und Animation von Alica Khaet. Von melodischer Akkordeonmusik (Komposition Hannes Lingens) und einem kongenialen Soundkonzept (Robert Mai) untermalt und von einer sanften Voice-Over-Stimme kommentiert, führt der Film auf sinnlich-ästhetische Weise in eine in Stop-Motion eingefangene Bilderwelt. Die Kamera spielt durchdacht mit Schärfe und Unschärfe, zeigt einige Dinge im Detail, lässt andere im Verborgenen. Hier entspricht der Film seinem eigenen Thema: Dem Suchen und Finden familiärer Wurzeln. Und ganz persönlicher Erinnerungen. Ein wunderschön poetisch-nostalgisches Kurzfilmerlebnis.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Alica Khaet
Drehbuch:Alica Khaet
Kamera:(Animation) Alica Khaet
Schnitt:Katerina Kubareva
Musik:Hannes Lingens; Robert Mai
Webseite:alicakhaet.com;
Länge:14 Minuten
Produktion: Alica Khaet
Förderer:Kunststiftung Sachsen-Anhalt

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die Jury hat sich nicht immer klar einigen können, was in jeder Szene exakt warum erzählt worden ist. Aber dieses Vage, Assoziative der Handlungsrezeption wurde hier nicht als Schwäche, sondern als Stärke empfunden. Insbesondere, da es im ersten Teil ja auch um Traum und Visionen geht. Die umkreisten Themenbereiche und Aspekte Verlassenwerden, Judentum, Pogrome etc. werden eingebettet in eine Familiengeschichte und vor allem die Frage nach „vererbbaren“ Traumata ist nach Meinung der Jury in der besonderen Machart besonders gut transportiert worden. Philosophisches, Geschichtliches und Biografisches fließen hier wirklich gut ineinander.
Denn bei FEFERLE handelt es sich um einen Animationsfilm, dessen collagenartige Stop-Motion-Machart die Jury sofort als eigene und besonders schöne Bildsprache gefangen genommen hat, vor allem auch, weil es mit der Überlagerung der Collagenelemente zu einem dezenten, aber vertiefenden 3D-Effekt kommt. Auch das Spiel mit Schärfe und Unschärfe konnte Aufmerksamkeitsakzente setzen.
So ergibt sich aus Sicht der Jury eine allgemeingültige Poesie und gleichzeitig auch ein sehr persönliches Erzählen, weil FEFERLE ja auch stark autobiografische Züge trägt. Dass als Erzählstimme hier die eigene Stimme von Alica Khaet eingesetzt wurde, hat zwar auch etwas leicht ‚unprofessionelles‘, trägt aber gleichzeitig zur Authentizität bei.

Äußerst gelungen empfand die Jury auch die zarte Musikgestaltung mit klaren Akkorden, die dem Film nichts suggestiv Melancholisches verpasste, sondern Nachdenklichkeit und Sehnsucht.
Die absolut stimmige Einheit von Musik, Ästhetik und Inhalt bewog die Jury dazu, den Film mit dem höchsten Prädikat BESONDERS WERTVOLL auszuzeichnen.