Filmplakat: Faxen

FBW-Pressetext

Es ist eine ganz spezielle Form der Kommunikation, die der Kurzdokumentarfilm FAXEN von Lisa Domin porträtiert. Denn in der JVA Gelsenkirchen liegen sich Frauen- und Männerabteilung vis-à-vis gegenüber. Gespräche können mit in der Luft geschriebenen Buchstaben geführt werden, dem sogenannten „Faxen“. Die Perspektive, die der Film wählt, ist ungewöhnlich, denn weitgehend ohne Schnitte und Übergänge zeigt er die Zeichen, die die Protagonistin sendet, doch erst spät sieht der Betrachter, an wen die Zeichen gerichtet sind. Und obwohl der Film minimalistisch inszeniert ist, so erzählt er doch mit genauem Blick für sein Sujet eine berührende und pointierte Geschichte über die zwischenmenschliche Kommunikation – die sich auch durch Gitterstäbe nicht aufhalten lässt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Lisa Domin
Kamera:Lisa Domin
Schnitt:Lisa Domin
Länge:8 Minuten
Verleih:Kunsthochschule für Medien Köln
Produktion: Kunsthochschule für Medien Köln
Förderer:Kunsthochschule für Medien Köln

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Das titelgebende „faxen“ ist eine Kommunikationsform, die die Insassen der Justizvollzugsanstalt Gelsenkirchen für sich entwickelt haben. Der Regisseurin Lisa Domin gelingt es, diese weitgehend in einer langen Einstellung zu dokumentieren. Darin zeigt sie eine junge Frau in Rückenansicht, die in weitausholenden Gesten mit einem zuerst verborgenen Partner kommuniziert. Sie steht am Rande eines Sportplatzes, in der Entfernung ist eine Häuserfassade zu sehen. Die Aufnahme irritiert, weil die Zeichensprache nicht zu entziffern und der Adressat nicht auszumachen ist. Erst nach einiger Zeit wird durch einen Zoom erkennbar, wohin die Protagonistin ihre Botschaften sendet und wie von dort geantwortet wird. Mit der Zeit wird auch erkennbar, dass hier sehr schnell einzelne Buchstaben „in die Luft gemalt“ werden, und es Kürzel wie ein Winken als Abschiedszeichen gibt. Später werden die gesendeten Botschaften dann nicht in Unter- sondern in Nachtiteln entschlüsselt. Eine Pointe besteht darin, dass die Protagonistin darüber „faxt“, dass und wie sie gerade gefilmt wird. Schließlich bricht Lisa Domin mit ihrer strengen Form, um eher klassisch in einer Schnittfolge zu zeigen, wie, wann und wo diese Kommunikationsform sonst noch genutzt wird. Der Film überzeugt durch seine ungewöhnliche Perspektive, seine radikale Kargheit und dadurch, dass er konseqent zeigt und nicht erklärt.