Fast Food Nation

Kinostart: 01.03.07
2006
Filmplakat: Fast Food Nation

FBW-Pressetext

Der Fleischkonzern ist fiktiv, aber wir alle wissen, was hier gemeint ist. Staunenswert, wie kurzweilig, informativ und spannend und immer wieder überraschend dieser Doku-Spielfilm recherchiert und an fremdartige Schauplätze führt. Der Güte und dem großen Spannungsbogen tut es keinen Abbruch, wenn hier betont wird, dass der Film auch für Schulklassen besonders geeignet ist, denn Ernährungs- und Umweltproblematik, Illegalität, Geiz-ist-geil-Konsum und Dumpinglöhne werden anschaulich.

Filminfos

Regie:Richard Linklater
Darsteller:Greg Kinnear; Ethan Hawke; Patricia Arquette; Avril Lavigne
Drehbuch:Richard Linklater; Eric Schlosser
Länge:113 Minuten
Kinostart:01.03.2007
Verleih:Senator
Produktion: Senator Film Verleih GmbH, HanWay Films; Participant Productions; BBC Films;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Es ist ein fiktiver Fast-Food-Konzern, der im Mittelpunkt dieses spannenden, semidokumentarischen Spielfilms steht. Die bitterböse Realität liegt nicht sehr fern. Dafür bürgt die literarische Vorlage, das gleichnamige, gründlich recherchierte Sachbuch von Eric Schlosser, und dafür steht auch der Realitätssinn von Regisseur Richard Linklater.

In Ansätzen erinnert der Film an die Agitprop-Filme der 60er Jahre, ohne sich deren Radikalität anzueignen. Der Regisseur setzt eher auf eine leise, zurückhaltende Erzählstruktur, die er mit sehr sparsam eingesetzter Musik unterlegt. So gelingt ein interessanter Blick auf die US-amerikanische Lebensmittel-Industrie am Beispiel der Hamburgerketten, der Herstellungsmethoden ihrer Ware und ihres Verhältnisses zu den Konsumenten wie auch zu den eigenen Angestellten. Die werden als austauschbare Billigkräfte vor allem aus Mexiko rekrutiert. Ein Nebenerzählstrang macht die vom Big Business kräftig geförderte illegale Einwanderung in die USA gekonnt zum Thema.

Weite Landschaftsaufnahmen mit vielen tausend eingepferchten Rindern bis zum Horizont wechseln unvermittelt in die beklemmende Atmosphäre im Schlachthaus des Burger-Zulieferers, wo das Odeur von lauwarmem Rinderblut, Urin und Kuhmist regiert und förmlich Besitz von den Fabrikarbeitern ergreift, ja noch auf dem Nachhauseweg an ihnen kleben bleibt. Starke bakterielle Spurenelemente finden sich auch im Verkaufsprodukt, den standardisierten Fleisch-Pfannkuchen. Hier nimmt der Film seinen dramaturgischen Anfang und auch seinen Ausgang, hier schließt sich der Kreislauf einer Nahrungskette, die so nicht gewollt sein kann.

All das wird nicht thesenhaft dargestellt, sondern nachvollziehbar entwickelt. Begleitet von langen Kameraeinstellungen, die den Zuschauer schnell in das Filmgeschehen hineinziehen, setzt die intelligente Sachbuch-Verfilmung in Spielfilmform viele eigenständige filmische Akzente und bietet ein aufwühlendes Filmerlebnis. Die durchwegs hervorragende Besetzung ist ein wichtiger Bestandteil dieses professionell gemachten Films, der darüber hinaus mit schönen Cameo-Auftritten von Bruce Willis, Kris Kristofferson, Patricia Arquette und anderen gewürzt ist.

In vielerlei Hinsicht erscheint „Fast Food Nation“ thematisch für Schulklassen besonders geeignet. Der Film bietet ausgezeichneten Anschauungsunterricht für Ernährungs- und Umweltproblematik, Einwanderungsstreit, Billigkonsum und Billigarbeit.

Eine Minderheit der FBW-Jury fand die Themenvielfalt des Filmes als zu breit gefächert und die Handlung in zu viele Nebengeschichten aufgesplittert. Die Mehrheit für ein Prädikat „Besonders wertvoll“ aber war bei der Abstimmung eindeutig.